Stefan Raab: Heimlicher Sieger des Wahl-Duells

Der Kölner Moderator Stefan Raab (46) ist schon lange mit Musik und Shows erfolgreich. Dass er auch ernst gut kann, merken viele erst jetzt. Wer ist der Mann, der sich alles traut?

Köln. Es ist dieser eine Satz des Wahl-Duells, der bei den Zuschauern und wohl auch beim Adressaten Peer Steinbrück (SPD) hängenbleibt: „Das ist doch keine Haltung zu sagen: Ich will nur gestalten, wenn ich ,King of Kotelett’ bin“, sagt der Metzgerssohn Raab und hält Steinbrück vor, für eine große Koalition nicht zur Verfügung zu stehen. Am Montag, ein Tag nach dem TV-Duell der Kanzlerkandidaten, wurde in sozialen Netzwerken über den Moderator diskutiert — und oft gelobt.

Das wird den Kölner freuen, vermutlich legt er seit Sonntag sein Grinsen nicht ab — hatten ihm doch einige die Moderation des prestigeträchtige Duells nicht zugetraut.

Normalerweise würde man nun schreiben, dass Raab selbst nie gedacht hätte, einmal dort zu landen, wo er ist — aber wer weiß das schon? Schließlich ist es sein Markenzeichen, sich alles zu trauen. Seit 2012 hat der 46-Jährige eine Polit-Talkshow, „Absolute Mehrheit“.

Angefangen hat alles in einem kleinen Tonstudio, dort produziert er nach dem Abitur (1986) Erkennungsmelodien, außerdem studiert er Jura. Und damit es ihm nicht zu langweilig wird, absolviert Raab im elterlichen Betrieb im Kölner Viertel Sülz eine Metzgerlehre, die er erfolgreich abschließt.

1993 holt ihn der Kölner Musiksender Viva. Es ist der Beginn einer steilen Karriere. Schon in der Fernsehsendung, die er bis 1998 moderiert, blödelt Raab und nimmt Prominente aufs Korn, was er seit 1999 mit „TV Total“ auf ProSieben fortführt. Dort ist er der Mann für alles und führt durch Shows wie die „Wok-WM“ oder „Schlag den Raab“, wo sein Ehrgeiz sichtbar wird. Verlieren mag er nicht, aufgeben würde er nie. So tritt Raab in einer Ausgabe trotz gebrochener Hand gegen einen Kandidaten an.

Auch wenn die vielen Formate, die sich Raab ausdenkt, albern klingen, funktionieren sie. Bloßer Zufall ist das nicht. Raab traut sich, neue Dinge auszuprobieren. Beim Radiosender Einslive macht er etwa als Professor Hase schon 1998 das, was später viele Komiker nachahmen — Spaßanrufe. Ein Höhepunkt: Professor Hase verlangt bei der Lufthansa einen Flug von Köln nach Düsseldorf.

Die Musik gibt er aber nie auf. So landet Raab, der stets damit kokettiert, keine Noten lesen zu können, regelmäßig in den Charts („Böörti Vogts“). Sogar ein Lied für „seinen Verein“, den 1. FC Köln, hat er gesungen („Jeff Jass“). In der vergangenen Session erfüllt er sich den Wunsch, ein Lied über seine Heimatstadt zu schreiben: „Ävver et Hätz bliev he in Kölle“.

Sein musikalisches Talent stellt der 46-Jährige regelmäßig bei „TV Total“ unter Beweis, wenn er mit der Studio-Band und Promis drauflos singt. Dass er sich kaum auf die Gäste vorbereitet, darf der Zuschauer ruhig merken. Sind es doch eh spontane Aktionen und lockere Gespräche, bei denen der Kölner am stärksten ist. Raab hat eine große Klappe und lässt sich von nichts irritieren — nicht mal von der Kanzlerin.

Ernst wird der Moderator aber, wenn es um sein Privatleben geht. Das schützt er vor der Öffentlichkeit. Bekannt ist nur, dass er und Partnerin Nike zwei Töchter (geb. 2004, 2006) haben und im noblen Kölner Hahnwald wohnen.

Nach 20 Jahren im Show-Geschäft muss man sagen: Raab ist etabliert. Das hat er auch seinem unbedingten Willen zum Sieg zu verdanken — beim Eurovision Song Contest hat es mit Lena 2011 schon geklappt, und nun siegt er beim Wahl-Duell. Bleibt abzuwarten, was er sich als nächstes vornimmt.