Steven Spielberg: „Filmemacher außer Kontrolle“
Multitalent Steven Spielberg produziert am laufenden Band Filme fürs Kino — falls ihn seine Familie nicht bremst.
Los Angeles. Steven Spielberg kann an seinem Geburtstag gleich auf zwei neue Hollywood-Filme anstoßen. Am Samstag wird der dreifache Oscar-Preisträger 65 Jahre alt, drei Tage später läuft seine 3D-Comic-Verfilmung „Tim und Struppi“ in den US-Kinos an. Zu Weihnachten beschert er seinen Fans dann das Drama „Gefährten“. Der Film über die Freundschaft zwischen einem jungen Mann und seinem Pferd in der Zeit des Ersten Weltkriegs kommt Mitte Februar auch in die deutschen Kinos.
Danach geht es für Hollywoods angegrautes Multitalent nonstop weiter. Für den Historienfilm „Lincoln“ holt er Daniel Day-Lewis als US-Präsidenten vor die Kamera. 2012 will er auch noch das futuristische Epos „Robopocalypse“ über einen Aufstand von Robotern drehen. Wenn George Lucas ruft, würde er sofort einen fünften „Indiana Jones“-Streifen inszenieren, verkündete Spielberg.
Doch er sehe sich nicht als Workaholic, sagte Spielberg im Oktober vor dem „Tim und Struppi“-Start in Paris. „Nein, ich bin eher ein Filmemacher außer Kontrolle“, sinnierte der Regisseur. „Ich liebe es einfach, Seemannsgarn zu spinnen. Egal, ob ernste historische Stoffe oder große Unterhaltungsstreifen. Seit ich zwölf Jahre alt war, habe ich Filme gedreht, damals noch auf Acht-Millimeter.“
Der Sohn einer jüdischen Familie ließ sich auch nach zwei Absagen an kalifornischen Filmhochschulen nicht von seinen Hollywood-Ambitionen abbringen. Als Regieassistent bei TV-Serien fand er den Einstieg und drehte 1974 seinen ersten Spielfilm, „The Sugarland Express“, ein Roadmovie mit Goldie Hawn. Gerade 28 Jahre alt schreckte er mit dem Horror-Streifen „Der weiße Hai“ Hollywood auf, ließ die Kinokassen klingeln und läutete damit die Ära der Blockbuster-Filme ein.
Mit dem Science-Fiction-Thriller „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und der Abenteuer-Saga „Indiana Jones“ setzte Spielberg seinen Siegeszug fort. Sein Außerirdischer „E.T.“ von 1982 war der bis dahin kommerziell erfolgreichste Film überhaupt. Spielberg brachte Milliarden in die Kinokassen, wurde aber als „ewiges Kind Hollywoods“ nie ganz ernst genommen. Das änderte sich erst mit dem Drama „Die Farbe Lila“ über das Schicksal einer schwarzen Frau in den US-Südstaaten, das mit elf Oscar-Nominierungen bedacht wurde.
Die persönliche Wende kam mit dem Drama „Schindlers Liste“. „Ich bin nicht mehr der Mensch, der ich war, bevor ich nach Polen ging“, sagte Spielberg, als er 1994 den Golden Globe und einen Oscar für Regie und Produktion erhielt. „Der Film hat mein Leben verändert.“
Anschließend gründete Spielberg die „Shoah-Stiftung“ zur Erforschung und Dokumentation der Juden-Vernichtung. Spielbergs Haupthema wird immer mehr der Holocaust und seine Folgen.
Von der Familie lässt sich der umtriebige Filmemacher gerne bremsen. „Die hat bei mir oberste Priorität. Wenn meine Familie mich braucht, kriegen sie von mir so viel Zeit, wie sie will. Dann müssen die Filme warten“, versicherte Spielberg unlängst.
Glücklicherweise kehrt er immer wieder schnell zu seiner zweiten Liebe zurück. „Ich wüsste gar nicht, wie ich ohne das Filmemachen existieren sollte.“