Streit um Schleusen in Bangkok
Bangkok (dpa) - Streit um Schleusen in Bangkok: Verärgerte Bewohner überschwemmter Außenbezirke von Bangkok bringen die Stadt nach Angaben des Gouverneurs erneut in Hochwassergefahr.
Weil sie eine Kanalschleuse rund 20 Kilometer nordöstlich des Zentrums beschädigt hatten, drohten weitere Bezirke zu überschwemmen, sagte Sukhumphand Paribatra. Er ließ die Schäden am Mittwoch unter Polizeischutz reparieren. „Wir bleiben 24 Stunden hier um sicherzustellen, dass sich niemand mehr an der Schleuse zu schaffen macht“, sagte der Polizist Ek Ekustra, der im Bezirk Sam Wa mit 100 Kollegen im Einsatz war.
Die Anwohner sind sauer, weil ihr Bezirk seit Wochen unter Wasser steht. Sie erzwangen zunächst mit lautstarken Protesten die Öffnung des Schleusentors und gruben zusätzlich Gräben um die Schleuse herum, um den Ablauf des Wassers zu beschleunigen. „Wir stehen seit mehr als einem Monat unter Wasser, die Leute haben die Nase voll“, sagte der Lehrer Somsak Jitchuen (42). „Nur, weil wir in den Außenbezirken leben, gelten wir nichts. Wenn die Innenstadt von Bangkok ein paar Tropfen Wasser abbekommt, spricht jeder darüber.“
Das Wasser rauschte vor der Reparatur ungebremst in dem Saen-Saep-Kanal, der durch die Innenstadt von Bangkok fließt. Der Gouverneur befürchtete Überschwemmungen im Zentrum mit Banken, Firmen und Hotels. Dort war es bislang trocken geblieben. 17 der 50 Bangkoker Bezirke sind teilweise überschwemmt.
Schon die Öffnung des Schleusentors war gegen den Protest des Gouverneurs erfolgt. Regierungschefin Yingluck Shinawatra hatte dies nach den Protesten der Anwohner zugelassen. Yingluck und der Gouverneur sind politische Gegner. Der Gouverneur gehört der Partei der Demokraten an, die viel Rückhalt unter den wohlhabenden Bangkoker Familien hat. Yinglucks Machtbasis sind die ärmeren Bevölkerungsschichten. „Das sind Machtspielchen“, sagte der Politologe Thitinan Pongsudhirak. „Bangkok zu schützen ist zwar auch Yinglucks Aufgabe, aber nicht ihre Priorität.“