Super Mario tanzt mit Barbie - Mottopartys sind im Trend

Berlin (dpa/tmn) - Sie tanzen zu Popsongs der 90er Jahre oder schwofen zum 30er-Jahre-Hit „Kleiner grüner Kaktus“: Feierfreudige lieben es, auf Mottopartys zu gehen. Stilecht verkleidet - selbst, wenn das Motto der Party „schlechter Geschmack“ lautet.

Langsam, aber gezielt steuert der feine Herr auf die Dame im knielangen Cocktailkleid zu. Er nimmt den Zylinder vom Kopf, verneigt sich elegant und haucht einen Handkuss auf den seidenen Handschuh. Leise ertönt rhythmischer Swing. Die Dame drückt die Zigarette im langen Halter aus, zieht ihre Federboa zurecht und ergreift die Hand des Verehrers zum Tanz.

Was an eine Szene aus den 20er Jahren erinnert, findet im Jahr 2012 auf der „Bohème Sauvage“ statt. Die deutschlandweite Veranstaltungsreihe lässt regelmäßig die Goldenen Zwanziger wieder aufleben. Mottopartys wie diese boomen. „Die Leute haben Spaß daran, sich auf eine Zeitreise zu begeben und für einen Abend in eine andere Rolle zu schlüpfen“, erklärt die Eventveranstalterin Inga Jacob aus Berlin. „Der Reiz für viele ist, interaktiv an einer Party mitzuwirken und nicht nur zu konsumieren.“ Einige Gäste denken sich Rollen aus, die sie verkörpern.

Das A und O von Mottopartys sind Kostüme. Mit einem Klempner-Overall wird die Videospielefigur Super Mario lebendig, in Cowboystiefeln und mit Colt am Gürtel geht es auf die Westernparty. Zur Bad-Taste-Party sollten die Besucher ein möglichst geschmackloses Outfit tragen, mit dem sie sonst nie auf die Straße gehen würden. Das allein macht schon Spaß. Und so muss sich Uwe Langlitz, Geschäftsführer der Eventagentur Frankfurt, nie um eine ausgelassene Stimmung auf seinen Mottopartys Gedanken machen. „Bei Themenpartys tauen die Leute viel schneller auf und sind viel offener“, sagt er.

Diese Beobachtung hat auch Partyberater Uwe Schmidt aus Weimar gemacht. Partys ohne Motto organisiert er schon seit einigen Jahren nicht mehr. „Durch das Motto kommt die Feier viel schneller in Fahrt. Denn es gibt gleich zu Beginn genügend Gesprächsstoff.“

Vor allem Jahrzehntepartys stehen laut Langlitz derzeit hoch im Kurs. „Jedes Jahrzehnt hat eine Besonderheit und lässt sich daher leicht umsetzen.“ Die 50er Jahre stehen für Rock'n'Roll, die 70er für Flower Power. „Sich ein Stück weit in das Lebensgefühl vergangener Jahrzehnte versetzen zu können, macht die Jahrzehntepartys besonders beliebt“, erklärt Langlitz.

Veranstalterin Inga Jacob geht auch selbst als Gast auf ihre Events. Und feiert woanders mit. Ihr absoluter Favorit war bisher eine „Barbie-Party“. Die Bowle, die Törtchen und die Möbel waren pink. Und jeder Gast sei nicht nur optisch zu Barbie oder Ken geworden, berichtet sie. „Jeder Gast ist in eine Rolle geschlüpft, und so konnte man wunderbar in die Barbie-Welt eintauchen.“

Uwe Schmidt hat beispielsweise eine Krimiparty in seiner Wohnung veranstaltet. Er teilte jedem Gast vorab in der Einladung eine Rolle in einer Kriminalgeschichte zu. Die Handlung spielte im England der 60er Jahre. Schmidt stimmte Dekoration, Musik, Speisen und Getränke auf diese Zeit ab. Gerade auf solche Details kommt es laut Inga Jacob für eine gelungene Themenparty an. „Deko, Musik, Getränke, Kostüme, Programm und Licht - alles muss harmonisieren und natürlich zum Motto passen.“ Ein absoluter Fauxpas sei es etwa, aktuelle Hits auf einer 20er-Jahre-Party zu spielen.

Und es muss viel ausgiebiger geplant werden - frühzeitig und sorgfältig, rät Schmidt Feierfreudigen für eine Mottoparty zu Hause. „Wenn man im kleinen Kreis feiern will, kann man die Party ruhig in der eigenen Wohnung veranstalten“, sagt Inga Jacob. Geht es auf eine Zeitreise, müssten aber moderne Möbel und Dekoration in einen unbenutzten Raum gebracht werden. Partyplaner Langlitz rät seinen Kunden daher meist, einen Raum anzumieten. „Dann muss man nicht die ganze Wohnung umräumen, und die Raumgestaltung fällt leichter.“

Sechs bis acht Wochen im Voraus sollte der Gastgeber die Einladungen verschicken, sagt Schmidt. So kann er planen - und die Gäste auch. Sie brauchen ja ein Kostüm. Die Gäste sollten spätestens zwei Wochen vor der Feier eine Rückmeldung geben.

Bei Uwe Schmidt steht als nächstes eine 50er-Jahre-Party ins Haus. Bereits mit den Einladungen will er die Gäste auf das Motto einstimmen: Sie ist in Form einer Schallplatte gestaltet. Darauf nennt er Stichworte wie Rock'n'Roll, Petticoats und James Dean. Auch um die Musik hat sich Schmidt bereits Gedanken gemacht: „Elvis Presley, Doris Day und Frankie Laine dürfen auf keinen Fall fehlen.“

Die Verkleidungen sind für dieses Jahrzehnt aufwendig: „Die Frauen in Petticoats und mit Hochsteckfrisur und die Männer in Lederjacke und Elvis-Tolle“, sagt Schmidt. Dafür hat er wenig Stress mit dem Buffet: Es gibt Currywurst und Burger. „Die Currywurst wurde in den 50er Jahren erfunden“, erläutert er. Die Burger stehen für die allgemeine Orientierung an den USA in der damaligen Zeit. Im Mittelpunkt des Partygeschehens und des Raumes kommt ein zeitgemäßer Klassiker der amerikanischen Bars: eine stilechte Jukebox.