Tendence-Messe: Mit Kitsch und Protz aus der Krise

Frankfurt/Main (dpa) - Es wird geprotzt statt gekleckert: Auf der Konsumgütermesse Tendence dominiert Kitsch viele Stände. Das verlangen die Kunden, sagen zumindest die Designer und stellen immer neuen Pseudoluxus vor.

Der Glashund trägt eine Plastikkrone und ein rosa Halsband. Das grelle Accessoire liegt im Trend bei der Frankfurter Konsumgütermesse „Tendence“ (26. bis 30. August). Neben ihm hängt ein weiterer Glashund mit grünem Wuschelhalsband, und noch einer und noch einer. „Kitschiges und Protziges ist total gefragt dieses Jahr“, sagte Silvia Korn von der Hamburger Firma Giftcompany, während sie weitere Dinge auf einem Tisch zurechtrückt. Die Hunde könne man sich in die Wohnung stellen oder an den Weihnachtsbaum hängen, meint sie.

Glitzer und knallige Farben dominieren viele Stände auf dem Messegelände. Pink, gelb und blau leuchten Hunderte Figuren bei den Ausstellern. Und selbst die Wände beginnen zu strahlen, als Arbeiter sie an einem Stand kurzerhand in goldener Farbe streichen.

Mit Kitsch antworten die Aussteller auf die Krise der vergangen Jahre. „Die Leute reißen mir das Zeug wirklich aus den Händen“, behauptet der niederländische Designer Erik Brevé. Er hält eine Tasse in der Hand, dessen Griff wie ein dicker Silberring mit Diamanten aussieht. „2 Carat Cup“ heißt der Becher.

„Die Leute wollen preisgünstige Produkte, die aber protzig aussehen“, sagt Brevé. Das sei vermutlich ein Resultat der Krise. Die Kunden achteten zwar mehr auf den Preis, aber nach außen sollten die Waren möglichst wertvoll wirken. Lustiges, oft Protziges mache mittlerweile den größten Teil seines Sortimentes aus: Stifte mit nachgemachtem Diamantenkopf oder eine Kaffeekanne mit Silberkrone.

Falsche Goldbarren als Kapitalisten-Nippes, ein Fellteppich oder gleich ein silbernes Geweih für die Wand - opulent geht es auch einige Stände weiter zu. „Wenn die Zeit noch ein bisschen schwierig ist, nimmt man sich zu Hause ein bisschen Ablenkung davon“, sagt der Inhaber der Designfirma Kare, Jürgen Reiter. Glamourös soll es wirken und für jeden Geschmack etwas dabei sein. Bunt ist es jedenfalls.

Auch die Veranstalter der Messe sehen darin einen Trend. „Die tristen Zeiten sind vorbei und man ist mutiger geworden“, sagt eine Messe-Sprecherin. In diesem Jahr gebe es mehr ausgefallene Dinge. Einen Grund dafür sieht sie in der besseren Stimmung in der Branche insgesamt. „Ab diesem Jahr sind alle optimistischer gestimmt“, sagt sie. 2055 Firmen aus 66 Ländern präsentieren in Frankfurt ihre Waren.