Tonnenweise gefälschte Bio-Produkte in Deutschland

Berlin (dpa) - Wegen des Betrugsskandals um Bio-Lebensmittel in Italien sind wahrscheinlich mehrere hundert Tonnen falsch deklarierte Produkte nach Deutschland gelangt.

Nach Erkenntnissen von Behörden in beiden Ländern ist gegenwärtig von einer „mittleren dreistelligen Tonnage“ auszugehen, wie das Bundesverbraucherministerium am Dienstag in Berlin mitteilte. Es soll sich vor allem um Futtermittel wie Soja und Raps gehandelt haben. Gesundheitsgefahr habe nicht bestanden. Die Produkte hätten aber nicht als teure Bioware verkauft werden dürfen. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) forderte Italien auf, den mutmaßlichen Großbetrug schnell und vollständig aufzuklären.

Die Verbraucher müssten sich darauf verlassen können, dass drin ist, was drauf steht, sagte Aigner. Die Hintergründe seien daher rasch zu ermitteln. „Schließlich steht das Vertrauen in Bio-Produkte auf dem Spiel - das höchste Gut einer Branche, die in Europa Tag für Tag gesunde biologische Produkte von hoher Qualität produziert.“ Wenn sich die ersten Angaben aus Italien bewahrheiteten, handle es sich wohl um „Betrug in großem Stil“.

Der mutmaßliche Schwindel mit Bio-Lebensmitteln in Italien war in der vergangenen Woche aufgeflogen. In Verona beschlagnahmte die Polizei 2500 Tonnen vermutlich falsch deklarierte Öko-Waren wie Mehl und Obst. Eine Fälscherbande soll mit dem Betrug Millionenumsätze gemacht haben. Ein Teil der wohl ganz normalen Produkte soll teuer als Bio-Ware in andere Länder gegangen sein.

In Deutschland hat die zuständige Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Bonn über Polizeiauskünfte schon erste Informationen zu gefälschten Bio-Zertifikaten und Empfängerfirmen erhalten. Die Daten wurden an die Bundesländer weitergegeben, deren Behörden für die Lebensmittelüberwachung verantwortlich sind. Zur Gesamtmenge der nach Deutschland gelieferten Waren lägen bisher aber noch keine abschließenden Daten des italienischen Landwirtschaftsministeriums vor, hieß es vom deutschen Bundesministerium.

Aigner kündigte an, dass über die Vorfälle auf deutsche Initiative hin am 19. und 20. Dezember im Ständigen Ausschuss für den Ökolandbau bei der EU beraten werden solle.