Angriffe Tote bei Terrorattacken in London - drei Attentäter erschossen
In London sind in der Nacht zum Sonntag mehrere Menschen bei Angriffen getötet worden. Premierministerin May berief für Sonntagmorgen eine Krisensitzung ein.
London. Wenige Tage vor der Parlamentswahl in Großbritannien sind bei einem Terrorangriff in London in der Nacht zum Sonntag mindestens sechs Menschen getötet worden. Drei mutmaßliche Angreifer wurden nach Polizeiangaben erschossen.
Die Attacke begann am späten Samstagabend auf der London Bridge im Zentrum und setzte sich auf dem nahe gelegenen Borough Market fort. Die Täter griffen ihre Opfer zuerst mit einem Kleintransporter und dann mit Messern an. Mindestens 30 Menschen seien verletzt worden, teilten Rettungskräfte am frühen Morgen auf Twitter mit.
Premierministerin Theresa May hatte zunächst von einem möglichen Terrorakt gesprochen, die Polizei wenig später dann von Terroranschlägen. Die Polizei ging am Morgen davon aus, dass es über die drei erschossenen Verdächtigen hinaus keine weiteren Täter gibt. Man müsse aber noch weitere Ermittlungen durchführen, um dies mit hundertprozentiger Sicherheit sagen zu können, erklärte Großbritanniens Anti-Terror-Chef Mark Rowley.
May berief Medienberichten zufolge für Sonntagmorgen eine Sondersitzung des Cobra-Komitees, des höchsten britischen Sicherheitsgremiums, ein. Am Donnerstag findet in Großbritannien die Parlamentswahl statt. Laut Polizeiangaben fuhr am Samstagabend zunächst ein Lieferwagen auf der London Bridge in eine Gruppe von Fußgängern. Das Auto sei dann weiter zum nur wenige hundert Meter entfernten Borough Market gefahren. Dort stiegen drei mutmaßliche Täter aus und attackierten Menschen mit Messern. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden die Angreifer am Borough Market von Sicherheitskräften erschossen - acht Minuten nach Eingang des ersten Notrufs.
Die Attentäter hätten Westen getragen, die so aussahen, als würden sie Sprengstoff enthalten. Die Westen hätte sich später jedoch als harmlose Attrappen entpuppt. Zunächst hatte es geheißen, die mutmaßlichen Täter seien bereits auf der London Bridge aus dem Fahrzeug gesprungen und hätten verletzte Personen mit Messern attackiert. „Das war wie ein Amoklauf“, zitierte die BBC einen Zeugen. Anschließend seien die Täter zu Bars und Restaurants in der Umgebung gelaufen und hätten gerufen: „Dies ist für Allah“.
Auf Twitter hatte die Polizei die Bevölkerung aufgefordert, das Gebiet zu meiden. Die London Bridge wurde komplett abgeriegelt. Der Borough Markt ist eine beliebte Touristenattraktion. Die Polizei sperrte große Areale in der Stadt weiträumig ab. Sie bat die Menschen, nicht leichtfertig Videos und Bilder von den Tatorten in Umlauf zu bringen.
Beim Twitter liefen in der Nacht unter dem Hashtag #LondonBridge auch zahlreiche Reaktionen ein. Zwischen den Ausdrücken des Bedauerns und der Anteilnahme wurden unter anderem auch Schlafplätze für Menschen angeboten, die sich in London befinden und die angesichts der Vorfälle verunsichert sind. Auch einige Augenzeugenvideos kursieren - ebenso jedoch auch einige Clips, deren Echtheit bezweifelt werden kann.
US-Präsident Donald Trump drückte per Twitter seine Anteilnahme aus und sagte Großbritannien jede Hilfe zu, die das Land brauche. Unmittelbar nach den Vorfällen hatte er auf dem Kurznachrichtendienst betont, dass Stärke für Amerika nun wichtig sei - und forderte grünes Licht von den Gerichten für sein umstrittenes Einreiseverbot für Menschen aus bestimmten muslimisch geprägten Ländern.
Zunächst war vermutet worden, dass es auch im Stadtteil Vauxhall einen Angriff gab. Dabei handelte es sich aber um eine Messerstecherei, die nichts mit den Terrorrattacken im Zentrum zu tun habe, teilte Scotland Yard mit. Die vorübergehend geschlossene U-Bahnstation Vauxhall wurde wieder geöffnet.
Erst vor knapp zwei Wochen hatte der 22-jährige Selbstmordattentäter Salman Abedi nach einem Konzert des Teenie-Stars Ariana Grande in Manchester mit einer Bombe 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Bei dem Terroranschlag waren mehr als 100 Personen verletzt worden.
Die Terrorattacke auf der London Bridge erinnert sehr an einen Angriff im März: Am 22. März war ein 52-jähriger Mann auf der Westminster-Brücke in London mit hohem Tempo in Fußgänger gefahren. Anschließend tötete er mit einem Messer einen unbewaffneten Polizisten. Bei dem Terrorangriff waren sechs Menschen ums Leben gekommen und Dutzende Menschen verletzt worden. Der Attentäter wurde erschossen.
Londons Bürgermeister Sadiq Khan sprach von einer „gezielten und feigen Attacke“ auf unschuldige Londoner und Besucher. Die britische Innenministerin Amber Rudd nannte die Attacke „entsetzlich“. Diese habe sich gegen Menschen gerichtet, die sich mit ihren Freunden und Familien amüsiert hätten. Unter diesen „schwierigen und traumatischen Umständen“ sei sie vor allem der Polizei und den Sicherheitskräften für ihren schnellen Einsatz dankbar, so die Innenministerin.
US-Präsident Donald Trump habe May noch in der Nacht telefonisch sein Mitgefühl ausgesprochen, teilte das Weiße Haus in Washington mit. Auf Twitter schrieb Trump: „Was auch immer die Vereinigten Staaten tun können, um in London und im Vereinigten Königreich zu helfen, wir werden da sein“.
Der französische Staatspräsidenten Emmanuel Macron schrieb auf Twitter, Frankreich stehe nach der „neuen Tragödie“ an der Seite Großbritanniens. „Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien.“
Der britische Muslimenverband MAB hat die Terrorattacken in London verurteilt. „Als Mitglieder der Britischen Gesellschaft müssen wir weiterhin alle Terrorakte verurteilen“, sagte der MAB-Vorsitzende Dr Omer El-Hamdoonin am Sonntagmorgen. „Wir dürfen diesen Kriminellen nicht erlauben, Hass und Angst zu verbreiten. Wir müssen ihre Versuche vereiteln, uns zu spalten.“
dpa/ger