Treppenlauf: „Der Ausblick ist dann fantastisch“
Christian Riedl (33) zählt zu den weltbesten Treppenläufern. Morgen will er den Frankfurter Messeturm bezwingen.
Erlangen. Er will nach oben, so schnell wie möglich — und zu Fuß. Christian Riedl gehört zu den weltbesten Treppenläufern. Morgen startet der Erlanger beim „SkyRun“ auf den Frankfurter Messeturm.
Herr Riedl, wann haben Sie zum letzten Mal einen Aufzug genommen?
Christian Riedl: Da muss ich nachdenken. (Pause) Wenn ich vom Training erschöpft bin, nehme ich im Kaufhaus gerne mal die Rolltreppe. Aber es ist schon so, dass ich in Gebäuden zuerst die Treppenhäuser suche.
Schütteln die Leute nicht regelmäßig den Kopf, wenn sie Sie durchs Treppenhaus rennen sehen?
Riedl: Wenn man solche Begegnungen hat, dann ist das immer ganz lustig. Ich hab’ mal im Parkhaus trainiert, da haben sich schon ein paar Leute gewundert — und mich sogar angefeuert. Aber generell trifft man sehr selten Leute in Treppenhäusern, weil die ja in der Regel den Aufzug nehmen.
Zählen Sie eigentlich die Stockwerke und Stufen beim Laufen?
Riedl: Die Stockwerke sind zum Glück angezeigt, da steht immer eine große Zahl. Zählen könnte ich in dem Moment nicht, obwohl ich Physiker bin. (lacht)
Sonst wüssten Sie nicht, so Sie sind?
Riedl: Genau. So Treppenhäuser sind immer sehr eintönig, sehen immer irgendwie gleich aus, egal, ob in Frankfurt, New York oder Taipeh.
Es gibt Treppenläufe, da starten alle zusammen. Bei anderen laufen die Teilnehmer versetzt. Was mögen Sie lieber?
Reidl: Ein reiner Massenstart ist immer ein bisschen unfair. Wenn 20 Leute auf eine Tür zulaufen, kann das nicht gutgehen. Dann rempelt man zusammen, fliegt vielleicht hin, verliert einen Schuh.
Wie schafft man es dann, als Erster durch dir Tür zu kommen?
Riedl: Ich bin da bislang noch nie Erster gewesen. Man braucht ein bisschen Glück, ein gutes Sprintvermögen, ein bisschen muss man die Leute zur Seite schieben können.
Von Ihrem Sport können Sie sicherlich nicht leben . . .
Riedl: Davon sind wir weit entfernt. Es geht für mich eher darum, meine Reisekosten durch Preisgelder wieder reinzukommen.
Was fasziniert Sie daran, durch stickige Treppenhäuser zu laufen?
Riedl: Es ist etwas Tolles, solche großen Gebäude wie Wolkenkratzer mit eigener Kraft zu bewältigen. Und der Ausblick von oben ist dann einfach fantastisch.
Macht es aber nicht mehr Spaß, sich mit Gegnern auf der Laufbahn oder der Straße zu messen?
Riedl: Es wäre schön, wenn alle gleichzeitig nebeneinander starten könnten. Da hätte man mehr den Vergleich.
Also so etwas wie die Spanische Treppe in Rom, nur 2000, 3000 Stufen lang?
Riedl: Das wäre ideal — und zuschauerfreundlich: Eine große, breite Treppe, die den Berg hinaufführt.