Umfrage: Deutsche setzen auf Sicherheit
Mehrheit glaubt: Der Staat hat die Kriminalität nicht im Griff.
Berlin. Die Deutschen halten Eingriffe in ihre Freiheitsrechte für hinnehmbar, wenn es der Kriminalitätsbekämpfung dient. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Deutschen Beamtenbundes (dbb) unter 1000 Bundesbürgern hervor.
Danach halten 73 Prozent eine umfassende Videoüberwachung öffentlicher Räume für vertretbar und wirkungsvoll. 75 Prozent halten Beschränkungen des Datenschutzes für tolerabel, wenn dies etwa die wachsende Kriminalität im Internet (Kinderpornographie etc.) eindämmt.
Dbb-Chef Peter Hessen rief die Parteien vor der Bundestagswahl auf, die Bürgermeinung - "Sicherheit geht vor Datenschutz" - bei der künftigen Regierungsarbeit zu berücksichtigen. Als bedenklich bezeichnet es die Interessenvertretung der Beamten im öffentlichen Dienst, dass nur noch 38 Prozent der Deutschen glauben, dass die Polizei der Kriminalität Herr wird. Wenn 60 Prozent der Auffassung seien, die Sicherheit im Alltag habe gegenüber der letzten Umfrage 2007 deutlich gelitten und der Staat unternehme zu wenig gegen die Kriminalität, dann sei rasches Handeln geboten. Heesen: "Die Polizei in Bund und Ländern benötigt auf Sicht 10 000 Kräfte mehr. Polizei muss wieder sichtbarer werden im Alltag."
Für 86 Prozent der Befragten gehen die größten Bedrohungen für ihr Leben von den Schwankungen am Arbeitsmarkt aus. 80 Prozent fürchten eine Verrohung der Gesellschaft, 74 Prozent sehen sich durch die soziale Ungleichheit beeinträchtigt.
Erleichtert zeigte sich Heesen über das gestiegene Image der Beamtenschaft insgesamt. Laut Forsa hat das Ansehen diese Berufsgruppe "nennenswert zugenommen". Prädikate wie pflichtbewusst, zuverlässig, kompetent und unbestechlich, so Forsa-Chef Manfred Güllner, würden Beamten klar häufiger zugewiesen als negative Etiketten wie stur, mürrisch oder arrogant. Laut Güllner komme hinzu, dass sich drei Viertel der Deutschen einen "starken Staat wünschen". Damit einher gehe wachsende Kritik an der Privatisierung öffentlicher Daseinsvorsorge wie Bahn, Krankenhäuser, Abfallentsorgung und öffentlicher Nahverkehr.