Musik: Eurovision Song Contest - Stefan Raabs nationale Aufgabe

Der TV-Alleskönner soll den „Eurovision Song Contest“ retten – als Zugpferd einer Allianz aus ARD-Sendern und ProSieben.

Köln. Der Herkules, der sich der "nationalen Aufgabe von historischer Tragweite" widmen will, klingt bescheiden. "Es geht nicht darum, diesen Wettbewerb zu gewinnen. Es geht darum, ein bisschen Spaß zu haben."

Mit Stefan Raab soll endlich alles besser werden beim "Eurovision Song Contest", der zuletzt weder Spaß bereitete noch deutschen Teilnehmern nennenswerten Erfolg bescherte.

Die ungewöhnliche Allianz zwischen dem federführenden NDR, Raabs Haussender ProSieben und den ARD-Popwellen im Hörfunk soll nun die Wende bringen: einen Platz unter den besten Zehn und eine "Emotionalisierung des Publikums", sagte Raab am Donnerstag in Köln, wo die Beteiligten ihr Konzept vorstellten.

Diese Form der privat-öffentlich-rechtlichen Wiedervereinigung sei eigentlich nur mit dem Fall des Eisernen Vorhangs vergleichbar, witzelte Raab.

Beim letztjährigen Finale schalteten knapp 35 Prozent der 14- bis 49-jährigen Fernsehzuschauer das Erste ein. Eine Quote, von der der Privatsender ProSieben - und die ARD sowieso - sonst nur träumen können. Nimmt man die 15 Millionen Hörer der neun ARD-Popwellen, darunter SWR3, 1Live und Radio Fritz, hinzu, kommt ein beträchtliches Potenzial zusammen.

Eine "Win-win-win-Situation" nannte das Bartl. Und die wollen die Beteiligten möglichst auskosten: Das bisweilen undurchsichtige Auswahlverfahren wird durch eine Casting-Show ersetzt, die von Brainpool in Köln produziert wird.

In acht Folgen wird nun im Februar und März 2010 "Unser Star für Oslo 2010" gesucht. Sechs davon strahlt ProSieben aus, das Viertelfinale und das Finale laufen im Ersten. Allerdings sind keine etablierten Künstler gefragt, sondern Talente ab 18 Jahren, die sich jetzt bewerben können (www.eurovision.de).

Eine von Stefan Raab geleitete Jury sucht die 20 Kandidaten für die Casting-Show aus. Über das Weiterkommen in den einzelnen Sendungen entscheidet dann das TV-Publikum. Auch der Song, mit dem "unser Star" in Oslo an den Start gehen wird, soll von den Zuschauern ausgewählt werden.

Wer die Lieder schreibt, ist noch unklar. Gespräche mit Plattenfirmen laufen, doch möglich ist auch, dass ein Kandidat mit einem eigenen Werk überzeugt. Oder dass Stefan Raab selbst als Komponist aktiv wird. "Kommt darauf an, ob mir etwas einfällt", erklärte der 42-Jährige.

Damit er sich nicht selbst Konkurrenz macht, wird sein "Bundesvision Song Contest" vom Frühjahr auf den Herbst verschoben. Dass Raab dem musikalischen Euro-Pudding neue Würze verleihen kann, dafür spricht einiges. Der Kölner ist als "TV total"-Moderator nicht immer ein Quell der Freude, aber als Produzent und Förderer von Musikern hat er bereits gutes Gespür bewiesen.