Umweltzonen: Krefeld sieht ab morgen grün

Weil die Luft so schlecht ist, werden nun auch Fahrzeuge mit gelber Plakette ausgesperrt.

Krefeld. Ab Sonntag dürfen nur noch Autos mit grüner Plakette in die Umweltzone in Krefelds Innenstadt einfahren. Damit ist die Stadt am Niederrhein die erste in ganz NRW, die gelbe und rote Plakettenträger ausschließt. Bundesweit sind es nur sieben Städte, darunter Berlin, die diese Verschärfung schon früher vollzogen haben.

Grund für die strengere Umweltzone sind vor allem die hohen Werte beim Stickstoffdioxid (NO2) in der Innenstadt. Diese hatten sich nach Messungen im vergangenen Jahr trotz Umweltzone noch nicht entscheidend verbessert. Die Grenzwerte waren erneut überschritten worden. Nach dem Luftreinhalteplan der Bezirksregierung war daher eine Verschärfung der Umweltzone erforderlich.

Andreas Hölzel, ADAC-Sprecher

Ab Sonntag beginnt zunächst eine dreimonatige Karenzzeit, in der Autofahrer mit gelber Plakette in der Zone lediglich verwarnt werden. Ab 1. Oktober ist es damit vorbei: Bei falscher Plakette drohen ein Punkt in Flensburg und 40 Euro Bußgeld.

Zur Wirkung von Umweltzonen gibt es unterschiedliche Positionen. Das Umweltbundesamt zum Beispiel sieht darin kein Allheilmittel, aber einen wichtigen Baustein zur Verbesserung der Luftqualität in Städten. Langzeitanalysen in mehreren Großstädten hätten gezeigt, dass die Belastungen durch Umweltzonen gesenkt werden konnten.

Wirkung könnten sie vor allem entfalten, wenn sie groß genug seien und mit Maßnahmen wie Temporeduzierungen sowie Lkw-Durchfahrtsverboten kombiniert würden. All dies wird in Krefeld getan.

Der ADAC hingegen sieht auf Grundlage eigener Studien keine bis sehr geringe Auswirkungen von Umweltzonen auf die Luftqualität. Auf Besitzer älterer Fahrzeuge ohne grüne Plakette hätten sie aber große Wirkungen. „Die Umweltzonen sind ein massiver Eingriff in ihre Mobilität“, sagte ADAC-Sprecher Andreas Hölzel unserer Zeitung.

Von den rund 114 000 Fahrzeugen in Krefeld haben rund 8500 eine gelbe Plakette und müssen damit künftig draußen bleiben. Anwohner oder Händler im betroffenen Gebiet dürfen Ausnahmegenehmigungen beantragen — diese werden aber nur in engen Grenzen gewährt. Unter anderem muss das Auto unverzichtbar sein und das Einkommen so gering, dass eine Neuanschaffung nicht zumutbar wäre.

Hohe NO2-Konzentrationen haben massive Auswirkungen auf die Gesundheit. Nach Angaben des NRW-Umweltministeriums führt schon ein geringer Anstieg zu mehr Atemwegserkrankungen wie chronischem Husten oder Bronchitis sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Insbesondere Kinder und Menschen mit Vorerkrankungen wie Asthma seien betroffen.