USA: Erste Hilfe für den Campus-Tratsch

Jährlich veröffentlicht die Beloit-Universität eine „Minimal-Liste“ – damit Dozenten wissen, was ihre Studenten (nicht) wissen.

Wisconsin/Düsseldorf. Die deutsche Teilung gab es nicht, "googlen", also die Internet-Recherche in der Suchmaschine Google, ist ein uraltes Verb im Englischen und Richard M. Daley ist seit Menschengedenken Bürgermeister von Chicago.

Das zumindest glauben amerikanische Studenten. Genauer gesagt vermuten ihre Dozenten dieses Maß an Unwissenheit bei ihnen - wenn man der "Mindest-List" der Universität Beloit in Wisconsin glaubt.

Literatur-Professor Tom McBride und Ron Nief, ehemaliger PR-Chef der Uni, veröffentlichen diese Minimal-Liste in jedem Jahr. Um ihren Hochschullehrer-Kollegen das Weltbild der Studenten näher zu bringen. Schließlich sind die Herren und Damen am Katheder mindestens doppelt so alt wie der akademische Nachwuchs.

Ganz ernst sind die 75 Punkte der Liste allerdings nicht gemeint. Wenngleich dafür Studienarbeiten und Zeitungsarchive ausgewertet wurden. Zudem befragten McBride und Nief ihre Studenten zu historischen Personen und Ereignissen.

Mit überraschenden Ergebnissen für beide Seiten. Während die Älteren bei Fergie ans britische Königshaus und seine Pleite-Prinzessin denken, haben jüngere Semester bei diesem Namen eher die Sängerin der Hip-Hop-Formation Black Eyed Peas im Kopf. Laut Minimal-Liste haben sie bei Tschechoslowakei gar nichts im Kopf: Die angehenden Akademiker haben keine Ahnung, dass dieses Land jemals existierte.

Die Liste hievt Professoren und Studenten seit zwölf Jahren auf dem Parkett des Smalltalk auf Augenhöhe. Wenn etwa vom "Tag als die Musik starb" die Rede ist, weiß die groß gewordene Generation Grunge, dass es um den Todestag von Kurt Cobain geht, der sich im April 1994 mit einer Schrotflinte ins Jenseits beförderte. Nach einen Blick in die Liste, wissen es auch Dozenten.

Über viele Punkte (siehe Kasten) wird man in Europa verwundert den Kopf schütteln und sich im Vorurteil bestätigt sehen, Amerikaner seien zumeist ungebildet. Zumindest, wenn man die Auflistung allzu ernst nimmt. Das Hochglanz-Magazin Vanity Fair macht’s und ätzt gegen die Professoren-Liste: "Alte Leute fühlen sich durch sie alt und junge Leute doof."