USA: Hunderte Helfer suchen in Schlammlawine nach Verschütteten

Oso (dpa) - Angehörige geben die Hoffnung nicht auf, Hunderte Helfer suchen im zähen Schlamm weiter: Vier Tage nach dem gewaltigen Erdrutsch im US-Staat Washington mit mindestens 16 Toten gibt es für die Verschütteten praktisch keine Überlebenschance mehr.

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Seit der Katastrophe vom Samstag haben die Rettungskräfte, darunter Soldaten der Nationalgarde und Experten der Bundesbehörde FEMA, in den letzten Tagen kein Lebenszeichen entdeckt. In dem riesigen Schlamm- und Schuttfeld werden Dutzende Tote vermutet. Acht weitere Opfer wurden diese Woche bereits gesichtet, sie konnten aber noch nicht geborgen werden.

176 Menschen werden immer noch vermisst, sagte Einsatzleiter John Pennington am Mittwochvormittag (Ortszeit). Diese Zahl, basierend auf Meldungen von Angehörigen und Freunden möglicher Vermisster, sei aber vage und würde später korrigiert werden, betonte der Beamte. Bei dem Erdrutsch waren rund 30 Häuser zerstört worden, nachdem schwere Regenfälle einen riesigen Berghang plötzlich abbrechen und talwärts rutschen ließen.

Der Sender CNN zeigte am Mittwoch Hubschrauber-Aufnahmen von der dramatischen Rettung eines vierjährigen Jungen, der am Samstag als einer der letzten Überlebenden in Sicherheit gebracht wurde. In dem Video ist zu sehen, wie ein Helfer den kleinen Jacob aus dem zähen Schlamm zieht und ihn an das Hubschrauberteam weiterreicht. „Er weinte nicht, er bewegte sich nicht. Er stand nur da und war ganz gefasst“, sagte der Pilot Ed Hrivnak dem Sender. Der Junge war im oberen Stockwerk, als das Elternhaus von dem Erdrutsch erfasst wurde. Von seinem Vater und den drei Geschwistern fehlt jede Spur. Die Mutter war auf der Arbeit, sie überlebte.

Augenzeuge Day Brunner, der in dem Feld der Verwüstung seine Schwester suchte, sprach im CNN-Interview von „absolut chaotischer Zerstörung“. 95 Prozent der Gegend sei nicht wiederzuerkennen. Überall seien Sand, Steine, Bäume, Trümmer und Autos verteilt. Rae Smith, die ihre Tochter vermisst, sagte CNN: „Es ist schrecklich, weil ich weiß, dass sie dort unten im Schlamm im Dunkeln ist.“ Ihre Familie habe seit Samstag nach der Vermissten gegraben.

Washingtons Vizegouverneur Brad Owen wies die Kritik an örtlichen Behörden zurück, dass die Gefahr in Oso trotz mehrfacher Warnungen nicht rechtzeitig erkannt worden sei. Man hätte den Erdrutsch nicht voraussehen können, sagte Owen im NBC-Interview. Es gebe aber keine Zweifel, dass eine Untersuchung mögliche Versäumnisse der Behörden aufklären werde.