Der erfolgreiche Bewerber heißt Tim, nicht Hakan
Wer einen deutschen Namen trägt, wird eher zum Bewerbungsgespräch gebeten.
Berlin. Sie haben beide gute Noten — und doch wird der eine häufiger zu Bewerbungsgesprächen eingeladen als der andere. Der Grund liegt für die Autoren einer aktuellen Untersuchung auf der Hand: Der erfolgreichere Bewerber heißt Tim, der andere Hakan.
„Wir haben es in Deutschland mit einem ernsthaften Diskriminierungsproblem zu tun“, sagte Studienleiter Jan Schneider vom Forschungsbereich beim Sachverständigenrat Deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). Gestern stellte die Einrichtung ihre Studie vor.
Die Wissenschaftler wollten herausfinden, ob es für Jugendliche mit türkischem Namen schwieriger ist einen Ausbildungsplatz zu finden als für Jugendliche mit deutschem Namen. Sie verschickten mehr als 3500 Bewerbungen an 1750 Unternehmen. Jede Firma bekam zwei Versionen: Ein Jugendlicher hatte einen türkischen, der andere einen deutschen Namen.
Außerdem beschränkten sich die Forscher auf zwei Berufe: Automechaniker und Bankkaufmann. Für den Büro-Job erfanden sie die Bewerber Lukas Heumann und Ahmet Aydin. Für die Mechaniker-Stellen schickten sie Tim Schultheiß und Hakan Yilmaz ins Rennen.
Das Ergebnis: Automechaniker Hakan musste sieben Bewerbungen verschicken, bis er zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wurde — bei Tim waren es vier. Bürokaufmann Lukas erhielt nach sechs Bewerbungen eine Einladung, Ahmet nach sieben. Dabei bringen alle dieselben Voraussetzungen mit. Sie sind 16 Jahre alt, deutsche Staatsangehörige, machen bald den Realschulabschluss und können ein Praktikum in der jeweiligen Branche vorweisen. Die Anschreiben waren nicht vollkommen identisch, aber so formuliert, dass kein Bewerber einen erkennbaren Vorteil hatte.
„Die Studie belegt: Menschen mit Migrationshintergrund werden auf dem deutschen Arbeitsmarkt nachweislich benachteiligt“, resümiert die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS), Christine Lüders.
Die Autoren der Studie befürworten daher die anonyme Bewerbung. Bereits im Jahr 2011 testeten acht Arbeitgeber, darunter Deutsche Post und Telekom, diese Art von Bewerbung. Die Anschreiben und Lebensläufe enthielten keine Fotos oder Angaben wie Name, Alter, Geschlecht. So sollte verhindert werden, dass Ausländer, Alte und Mütter kleiner Kinder vorzeitig ausschieden.