Väterchen Frost legt Moskau lahm

Ein „Jahrhundertsturm“ sorgt für gewaltige Schneemassen.

Moskau. Erbittert kämpfen Zehntausende Arbeiter in Moskau gegen die extremen Schneemassen an. Mit aller Macht wehrt sich der ohnehin harte Winter gegen seinen Abschied, sorgt für Chaos auf den Straßen. Allein am Montag fallen in der russischen Hauptstadt rund 70 Zentimeter Neuschnee. „Das ist ein Rekordwert“, meinen Moskauer Wetterexperten.

Auf den wichtigen, mehrspurigen Stadtautobahnen ist kein Durchkommen. Die „Schneehölle“ sorgt für Dutzende Kilometer Stau. Sogar Kremlchef Wladimir Putin schaltet sich ein und lässt den Zivilschutz „alle verfügbaren Kräfte“ mobilisieren.

„Lasst Eure Privatwagen stehen“, flehen die Behörden die Moskauer an. Zu groß ist die Unfallgefahr. Liegengebliebene Autos würden zudem Räumfahrzeuge blockieren. Doch die meisten weichen ohnehin freiwillig auf die Metro aus: Zahlreiche Autos sind unter Schneehügeln begraben.

Der Zivilschutz warnt vor Schäden an Stromleitungen. Gefahr droht durch Schneelawinen oder herunterstürzende Eiszapfen. „Wir arbeiten wie in einem Ausnahmezustand“, berichtet ein Beamter der Zeitung „Kommersant“.

Schnee, Schnee, Schnee — seit Sonntag hält ein Jahrhundert-Sturm, wie Meteorologen das Wetterphänomen nennen, die größte Stadt Europas in Atem. Rund ein Drittel des durchschnittlichen März-Schneefalls ist allein in dieser Zeit vom Himmel gefallen. Seit 60 Jahren hat es so etwas nicht gegeben.

Den Spaß an der weißen Pracht haben die meisten Moskauer verloren. Zu Fuß kämpfen sich viele auf dem Weg zur Metro oder zur Arbeit durch die dichten Schneemassen. Dazu kommt immer wieder ein starker, kalter Wind, der den Schnee ins Gesicht peitscht. Die Böen sorgen für extreme Verwehungen. Straßenkehrer sind im Dauereinsatz — kaum ist ein Weg geräumt, müssen sie wieder von neuem anfangen. Nur die Skifahrer freuen sich über die Winter-Verlängerung.

Der Schneesturm ist über ganz Zentralrussland hereingebrochen. Auch die Ukraine ist weiter stark betroffen — in der Hauptstadt Kiew dauert der Ausnahmezustand an. „Wir Moskauer haben sogar noch Glück gehabt“, meint der Meteorologe Boris Birman. „Das Zentrum des Zyklons hängt über russischen Städten wie Kursk, Woronesch und Wolgograd.“ Dort lähmt der Schnee zum Teil das öffentliche Leben.

In Kursk, rund 500 Kilometer südlich von Moskau gelegen, kommen die Behörden schon längst nicht mehr mit dem Schneeschippen hinterher: Die Einwohner sollten doch bitte schön selbst zur Schaufel greifen.