In der traditionellen Nobelvorlesung für die Schwedische Akademie kurz vor der Preisverleihung rief der 74-jährige Peruaner am Dienstag in Stockholm zur kämpferischen Verteidigung der Demokratie gegen Fanatiker, Terroristen und Selbstmordattentäter als „Schrecken unserer Zeit“ auf.
Weiter sagte er: „Die Literatur schafft eine Brüderlichkeit innerhalb der menschlichen Vielfalt und lässt Grenzen verschwinden, die Ignoranz, Ideologien, Religionen, Sprachen und Dummheit zwischen den Menschen errichten.“ Drei Tage vor der Entgegennahme des berühmtesten Literaturpreises der Welt schilderte Vargas Llosa im Saal des alten Stockholmer Börsenhauses seinen Werdegang von der ersten Leseerfahrung als Fünfjähriger über den Wandel vom jungen Sozialisten und Marxisten zum Liberaldemokraten bis hin zu seinem Selbstverständnis als „Weltbürger“ mit zahlreichen Wohnorten auf mehreren Kontinenten.
Im politischen Teil seiner Vorlesung warnte Vargas Llosa vor globalen Gefahren durch Fanatiker: „Neue Formen der Barbarei wuchern, vom Fanatismus geschürt. Angesichts der vehementen Zunahme von Massenvernichtungswaffen ist nicht auszuschließen, dass irgendeine obskure Gruppe wahnwitziger Erleuchteter eines Tages eine nukleare Katastrophe auslöst.“ Zugleich setzte sich der Autor von nationalistischen Strömungen als „unverbesserlicher Plage der modernen Welt“ ab.
Für seinen persönlichen Werdegang als Schriftsteller sei die Bedeutung der „Meister“ nicht zu überschätzen, berichtete Vargas Llosa und nannte mehr als ein Dutzend durchweg männliche Vorbilder von Gustave Flaubert über Thomas Mann bis zu George Orwell. Seiner Ehefrau Patricia huldigte der Nobelpreisträger mit einem Dank vor allem für praktischen Einsatz in 45 gemeinsamen Jahren: „Sie nimmt sich der Probleme an, verwaltet die Finanzen, bringt Ordnung ins Chaos, hält Journalisten und Eindringlinge fern, verteidigt meine Zeit, legt Termine und Reisen fest, packt Koffer ein und ist (...) großzügig.“
Vargas Llosa bekommt seinen Nobelpreis am Freitag im Stockholmer Konzerthaus zusammen mit den Preisträgern für Medizin, Physik, Chemie und Wirtschaftswissenschaften von Schwedens König Carl XVI. Gustaf überreicht. Die Nobelpreise sind mit jeweils zehn Millionen Kronen (1,1 Mio Euro) dotiert.