Verbraucherschützer fordern: Weg mit falschem Energiepass
Die Billigangebote im Internet sind nicht seriös, moniert auch der Mieterbund.
Düsseldorf. Der Schock war im vergangenen Jahr schon groß, angesichts der aktuellen Temperaturen wird er in diesem Jahr noch größer: Die Energiekosten sind explodiert, gerade fürs Heizen geben die Bürger mittlerweile bis zu einem Drittel ihrer Miete aus, so sie nicht über Wohneigentum verfügen und als Immobilienbesitzer zur Kasse gebeten werden. Als Wunderwaffe gegen Energieverschwendung hat die Politik vor einiger Zeit den Energieausweis erfunden. Der ist nur bedingt praxistauglich, finden Mieterbund und Verbraucherzentrale und verlangen kräftige Nachbesserungen vom Bundesgesetzgeber.
Vermieter sind seit geraumer Zeit verpflichtet, für Neumieter einen Energieausweis zur Wohnung vorzulegen. Er soll so etwas wie der energetische Steckbrief der Immobilie sein: Wie viel Energie wird benötigt, damit es in den vier Wänden auch in einem strengen Winter warm wird? Wie sieht es mit der Wärmedämmung, wie mit der Isolierung der Fenster aus? Das alles soll das Formular aussagen. Es ist als Informationsmaterial für den Mietinteressenten gedacht, soll aber natürlich im Umkehrschluss den Immobilienbesitzer unter Druck setzen, in die Wärmedämmung und die Energieeinsparung zu investieren.
Mit dem bestehenden Gesetz gelingt das nur höchst bedingt, sagte am Freitag Klaus Müller, Chef der NRW-Verbraucherzentrale. Denn die Vorschriften hätten erhebliche Lücken. Der sogenannte Verbrauchsausweis lasse sich im Internet mit einigen wenigen Angaben und Mausklicks erlangen. "Unsere Stichproben haben ergeben, dass ein Drittel dieser Angebote mangelhaft und damit eigentlich nicht zu verwenden waren", sagte Müller. Denn die Angaben würden vom Pass-Aussteller nicht überprüft, der Ausweis würde ohne Wohnungsbesichtigung überstellt.
Unter dem Strich also oft eine Mogelpackung, die allerdings mit Dumpingpreisen von 20 bis 50 Euro recht günstig ausfällt. Müller und Bernhard von Grünberg, Vorsitzender des NRW-Mieterbundes, plädieren hingegen für den sogenannten Bedarfsausweis. Er wird von Handwerksfirmen und Ingenieurbüros ausgestellt. Die Mitarbeiter kommen ins Haus, schauen sich die Wohnung an, sichten die Unterlagen und überprüfen die Heizungsanlagen. Das kann 200 Euro für ein Einfamilienhaus kosten. "Das ist zwar teuer, aber seriöser und rechnet sich langfristig auch für den Vermieter", sagte von Grünberg.
Müller und von Grünberg plädieren dafür, das Bundesgesetz zu ändern und die Verbrauchsausweise abzuschaffen. Zudem sollen auch Altmieter das Recht haben, den Ausweis zu bekommen.