Verkleidung: Mit dem Kostüm werden Träume ausgelebt
Wenigstens dieses eine Mal im Jahr darf sich der Mensch so geben, wie er gern wäre.
Münster. Zeige mir dein Kostüm und ich sage dir, was du dir wünschst: Viele Menschen nutzen ihre Karnevalsverkleidung zum Ausleben langgehegter Träume.
Das sagt der Volkskundler Peter Höher. "Gerade das Verkleiden als König oder Prinz ist sicherlich eine Parodie, aber auch eine Möglichkeit, auszuprobieren, wie das so ist", sagte der Experte vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Münster). Allerdings, so fügt er hinzu, wolle er auch keinem Mann in Frauenkleidern gleich einen unerfüllten Wunsch unterstellen.
"Es geht auch um das Überraschungsmoment." Gerade die Reaktionen der Mitmenschen seien ein Anreiz bei der Kostümwahl. "Kleider machen halt Leute. Durch die Verkleidung ist das ins Extreme herbeigeführt", sagte Höher.
In Westfalen seien die Jecken hingegen lange Zeit "gar nicht so ausgeprägt kostümiert" gewesen. "Es ging hauptsächlich darum, Vorräte zu verfressen, dabei Musik zu hören und Dummheiten zu machen vor der harten Fastenzeit", sagte der Volkskundler. "Kleine Sünden" seien für viele Menschen im Karneval auch heute noch erlaubt. Da der Kostümierte ja nur eine andere Person spiele, schreibe er auch das Verhalten im Karneval seiner Rolle zu. "Man kann sich anders aufführen. Eine Art von schauspielerischer Lust gehört dazu", sagte Höher.
Eine "liebenswerte Seite" des tollen Treibens sei der "Mut zur Hässlichkeit", sagte der Wissenschaftler. "Wer sich als Erwachsener auch mal parodiert, verdient Respekt, dass er sich selbst ein bisschen lächerlich macht." Ein "Karnevals-Gen" gibt es nicht, sagte er augenzwinkernd. Wichtiger sei die Region, in der jemand aufwächst. Es gebe zwar "den ein oder anderen, der später noch Feuer fängt", aber ein Jeck müsse von klein auf geprägt werden. "Man muss das mit der Muttermilch so ein bisschen aufgesogen haben."