Verhaltensregeln für Karneval Virologe rechnet mit weiteren Coronavirus-Infektionen in Deutschland

Essen · Experten gehen davon aus, dass in Deutschland noch weitere Infektionen mit dem Sars-CoV-2-Virus bekannt werden. Ein Virologe aus Essen glaubt allerdings nicht, dass das schon diese Woche soweit sein wird. Zu Vorsichtsmaßnahmen rät er trotzdem.

Ein Laborwissenschaftler in Schutzkleidung arbeitet mit Proben von Patienten, die mit dem Coronavirus infiziert sind.

Foto: dpa/Francois Mori

Der Essener Virologe Ulf Dittmer glaubt nicht, dass bereits in der kommenden Woche zum Beginn des Straßenkarnevals in Deutschland neue Fälle einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus bekannt werden. Dies sei nicht wahrscheinlich, sagte Prof. Dittmer der Deutschen Presse-Agentur dpa auf Anfrage. Es sei allerdings nicht auszuschließen, dass „wir das in dieser Wintersaison in Deutschland noch größer sehen werden“.

„Inzwischen gehen die Weltgesundheitsorganisation und auch das Robert-Koch-Institut davon aus, dass das Virus hier in Deutschland in größerem Maße auftreten wird.“ Es gebe jetzt eine größere Rückreisewelle aus China. „Auf diesem Weg kann das Virus verbreitet werden.“

Das Virus trägt die Bezeichnung Sars-CoV-2. Die Erkrankung, die es verursacht, wird Covid-19 genannt. Dittmer ist Spezialist für Viruserkrankungen und leitet das Institut für Virologie der Essener Uniklinik. Dort kann im Ernstfall getestet werden, ob ein verdächtiger Patient tatsächlich mit dem Virus infiziert ist.

Der 54-jährige Experte betonte, dass sich im Karneval immer auch die vom Influenza-Virus verursachte richtige Grippe gut verbreite. „Im Moment sind die Influenza-Zahlen noch nicht extrem hoch“, sagte er. Es gebe aber bereits Hotspots in Deutschland, etwa im Saarland. „Wir werden in NRW einen Anstieg der Fälle sehen, das ist ziemlich sicher.“ Karneval, wo sich viele Menschen sehr nahe kämen, sei eine optimale Verbreitungsmöglichkeit für das Virus.

Dittmer rechnet damit, dass nach Karneval wieder mehr
Menschen die Ambulanz für HIV, AIDS und Geschlechtskrankheiten aufsuchen werden. „Da sehen wir schon, dass sich da mehr Personen als sonst vorstellen, die die Befürchtung haben, dass sie sich angesteckt haben könnten zum Beispiel mit HIV aber auch mit anderen Geschlechtskrankheiten wie etwa Syphilis. „Die Risikobereitschaft scheint an Karneval erhöht zu sein.“

Ulf Dittmer, Leiter des Instituts für Virologie der Universitätsklinik Essen.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Karnevalisten empfahl er als Verhaltensregeln, sich als Gegenmaßnahme gegen Atemwegs-Viren möglichst häufig die Hände zu waschen und „nicht alles zu teilen an Gläsern und Flaschen“. Für den Schutz vor allen Geschlechtskrankheiten gelte: Kondome benutzen.

(dpa)