Vor dem Finale: Die Briten bewundern uns Deutsche
Dortmund gegen die Bayern in London: Gastgeber staunen über den Vorsprung der Nachbarn — nicht nur beim Fußball.
London. Drei Tage vor dem Endspiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund um den höchsten europäischen Fußball-Titel, den Champions-League-Pokal, zollt Gastgeber Großbritannien deutschem Fußball höchsten Respekt. Und sogar über den Fußball hinaus gilt der alte Erzfeind Germany plötzlich als Vorbild.
„Die Bundesliga ist die beste Liga der Welt“, befand kürzlich ausgerechnet die Krawallzeitung „The Sun“, die von Deutschen noch vor kurzem als „Krauts“ (von Sauerkraut), von Fußballern aus der Bundesliga als „Panzer“ schrieb und ansonsten auch jedes Klischee aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs bediente sowie Hakenkreuze auf der Titelseite zeigte.
Vom „German Model“ (deutsches Modell) spricht jetzt die britische Presse. „Warum können wir nicht mehr so sein wie Deutschland?“, lautet die rhetorische Frage des „New Statesman“.
„Viele bewundern die sportlichen und wirtschaftlichen Erfolge der Bundesliga und der deutschen Nationalmannschaft, und alle erwarten ein hochklassiges Spiel der zwei besten europäischen Mannschaften dieser Saison“, sagte der britische Konsul in Düsseldorf, Malcom Scott, unserer Zeitung.
Das Finale am Samstag im Wembley Stadion ist gezielt an Großbritannien vergeben worden. Dort wurde vor 150 Jahren der erste Fußballverband weltweit gegründet, die Insel gilt bis heute als Heimat des Fußballs überhaupt. Doch beim Endspiel zum Jubiläum spielen Teams von der Insel keine Rolle mehr.
Die Briten sind Erfinder des „Fairplay“ und zollen den Erfolgen der deutschen Klubs Tribut. Viele Kommentatoren schreiben von „The Mannschaft“, wenn sie die Nationalelf meinen, die zuletzt das englische Team fast immer dominierte — ein Begriff im englischen Sprachschatz wie „Kindergarten“.
Auf den alten Kampfbegriff „Blitzkrieg“ verzichten derzeit selbst die Boulevardblätter. In den Hintergrundberichten der anderen Medien wird gefragt: „Warum ist Deutschland auch wirtschaftlich besser als wir?“.
Die Arbeitslosigkeit in Großbritannien wächst, in Deutschland ist sie seit Jahren recht niedrig. Der Finanzplatz London ist als einzige Jobmaschine auf der Insel nur noch bedingt tauglich, während die Industrie in Deutschland brummt und britische Manager Audi, BMW oder Mercedes fahren.