Wanda Jackson: Die First Lady des Rock’n’Roll
Musik: Sie war mit Elvis Presley auf Tour und schaffte es 1965 mit „Santo Domingo“ in die deutsche Hitparade. Bis heute steht Wanda Jackson (73) auf der Bühne.
Düsseldorf. Das Publikum trägt Tattoos auf den Armen und Ringe in der Nase und feiert einen Star, der die 70 längst hinter sich gelassen hat. Wanda Jackson, die First Lady des Rock’n’Roll, genießt den Applaus und lebt die Diva. Auf ihren Konzerten trägt sie die Haare so stark toupiert, dass selbst ein Hurrikan der Frisur nichts anhaben könnte.
Als bei einem ihrer Auftritte ein Zuschauer dem Ständer des Mikrofons zu nahe kommt, wird die 73-Jährige rigoros und droht, das Konzert abzubrechen. Sie besinnt sich. Dafür steht Wanda Jackson viel zu gerne vor Publikum. Ja, Wanda Jackson ist wieder da. Eigentlich war die Sängerin, die einst mit Elvis auf der Bühne stand, nie wirklich weg. Heute aber singt sie für Zuschauer, die ihre Kinder, vielleicht sogar ihre Enkelkinder sein könnten.
Wanda Jackson, ihr Vater hatte ihr die erste Gitarre geschenkt, ist noch ein Teenager, als sie bei einem Talentwettbewerb einen täglichen Auftritt von 15Minuten im Radio gewinnt. 1955, sie ist erst 20 Jahre alt und hat gerade ihren Schulabschluss in der Tasche, geht sie unter anderem mit Elvis Presley auf Tour. Die Zeit zwischen den Auftritten verbringt sie mit dem King und den Bandkollegen - aber nie ohne ihren Vater. "Wir sind zusammen ausgegangen. Mein Daddy war immer dabei. Aber das war okay. Wir hatten eine Menge Spaß", sagte sie in einem Interview.
Elvis sei es auch gewesen, der ihr geraten habe, statt Country-Musik Rock’n’Roll zu spielen. "Ich war die erste, die ein wenig Glamour in die Country-Musik gebracht hat. Ich trug Kleider mit Fransen, High-Heels und lange Ohrringe", erinnert sich Jackson. Es heißt, die Sängerin habe sich eine Jacke überwerfen müssen, um die Bühne der Grand Ole Opry in Nashville überhaupt betreten zu dürfen. Und es heißt, sie sei die einzige Frau, die es auf der Bühne männlichen Kollegen wie Jerry Lee Lewis habe gleichtun können.
Ihre Landsleute kann Jackson mit ihrem Stil nicht überzeugen. Ihnen ist die Frau mit der rauen Stimme zu ungestüm und zügellos. Nach dem Erscheinen ihrer Single "Let’s have a Party" wendet sich Wanda Jackson wieder der Country-Musik zu. "Ich wusste, wenn ich im Geschäft bleiben wollte, dann musste ich dorthin zurückkehren." Ihr neues, altes Ich lernen die Deutschen 1965 kennen. Mit dem Schlager "Santo Domingo" schafft sie es auf Platz 1 der Hitparade der Jugendzeitschrift Bravo.
Auf der Bühne kann Jackson mit "Santo Domingo" heute nicht überzeugen. Das Publikum will andere Klassiker hören, und Wanda Jackson tut ihm den Gefallen. Sie lässt sich gerne feiern - als First Lady des Rock’n Roll.