Flucht aus der Ukraine Was Privatpersonen in NRW wissen müssen, wenn sie Flüchtlinge aufnehmen

Service · Durch den Krieg in der Ukraine fliehen derzeit Millionen Menschen aus dem Land - viele Tausende kommen in Deutschland an. Was müssen Privatpersonen in NRW beachten, die Kriegsflüchtlinge bei sich aufnehmen wollen?

Bevor man bei sich Geflüchtete aus der Ukraine aufnimmt, ist es sinnvoll, im Vorfeld einige grundlegende Informationen zu wissen.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Die Not ist bei vielen Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind groß. Viele wollen helfen und Flüchtlinge bei sich zu Hause aufnehmen. Doch zuvor stellen sich einige Fragen - wz.de gibt die Antworten.

Können Flüchtlinge einfach so privat aufgenommen werden?

Das stellt kein Problem dar. Ukrainer können sich aufgrund der „Massenzustromrichtlinie“ 90 Tage lang legal in Deutschland aufhalten, ohne sich registrieren zu lassen. Ein langes und aufwendiges Asylverfahren ist also nicht notwendig.

Geflüchtete können also prinzipiell dort wohnen, wo sie wollen - ob nun in Privatunterkünften oder Erstaufnahmeeinrichtungen. Dies gilt übrigens nicht nur für ukrainische Staatsbürger, sondern auch für alle Menschen, die sich in dem Land aufgehalten haben, als der Krieg ausbrach.

Es gibt jedoch Ausnahmeregelungen für unbegleitete Kinder und Jugendliche. Hier kümmert sich das Jugendamt um die Organisation der Unterbringung. Wenn man also minderjährige Geflüchtete aufnehmen will, muss man sich an das zuständige Jugendamt wenden.

Wer vermittelt Geflüchtete an Privatleute, die sie aufnehmen wollen?

Online gibt es mehrere Anlaufstellen. Die größte und bekannteste ist derzeit „Unterkunft Ukraine“. Dort können Interessierte ihre Wohnung als Unterkunft angeben. In der Regel verläuft die Vermittlung dort relativ schnell und problemlos. Man erhält eine Email mit Kontaktdaten und Bedarfen von Unterkunftssuchenden. Man kann dann entweder mit diesen direkt Kontakt aufnehmen oder sich bei den Organisatoren zurückmelden, falls die Bedarfe nicht passen.

Bei der Stadt Wuppertal kann man auch direkt seine Wohnung anbieten. Wer keine Möglichkeit hat, das Formular auszufüllen, kann sich auch an die Hotline Telefon 0202 563-4450 wenden.

In Krefeld kann man eine Mail an fluechtlinge@krefeld.de schreiben oder sich unter 02151/86-4444 melden.

Welche Wohnungen eignen sich?

Viele der Geflüchteten haben nur die Sachen dabei, die in wenige Koffer passen. Eine möblierte Wohnung im vernünftigen Zustand sollte es daher schon sein. Überbelegt sollte sie auch nicht sein. Grundsätzlich sollten mindestens zwölf Quadratmeter für einen erwachsenen Menschen eingeplant werden.

Außerdem sollte die Wohnung mindestens drei Monate lang zur Verfügung stehen. Der organisatorische Aufwand wäre sonst einfach viel zu groß und die Geflüchteten würden dadurch unnötig belastet.

Dürfen Mieter ohne Absprache Flüchtlinge aufnehmen?

In seiner Mietwohnung kann man, je nach Vertragsregelung, einen Besucher sechs bis acht Wochen wohnen lassen. Für alles darüber hinaus muss man aber seinem Vermieter Bescheid geben.

Generell ist es für alle Parteien also am besten, wenn man vor der Aufnahme von Geflüchteten abklärt, ob in der Mietwohnung langfristiger weitere Personen untergebracht werden dürfen oder nicht.

Was gilt es weiter zu beachten, wenn ich geflüchtete Menschen aufnehme?

Für erhöhte Kosten für Heizung, Wasser, Strom oder auch Lebensmittel kommt der Mieter auf. Zwar können in einigen Fällen das Sozialamt oder das Jugendamt vor Ort Kosten übernehmen, garantiert ist dies aber nicht.

Auch für Schäden, die durch die Gäste entstehen, haftet der Mieter.

Leerstehende Wohnungen können auch an Geflüchtete bereitgestellt und die Mietkosten bei der Kommune geltend gemacht werden.

Wichtig ist natürlich bei der Aufnahme auch, dass man sich in die Situation der ukrainischen Geflüchteten hineinversetzt. Sie haben viel durchgemacht und sind mitunter vom Krieg traumatisiert. Man sollte sensibel sein und ihnen Freiräume sowie Rückzugsmöglichkeiten lassen.

Auch wichtig: Wie sieht es mit der Anmeldung bei den Behörden aus?

Das Asylverfahren für Geflüchtete aus der Ukraine läuft viel einfacher, als in anderen Fällen. Die Registrierung als Kriegsflüchtling bringt auch Vorteile und ergibt daher absolut Sinn, wenn man langfristiger in Deutschland bleiben will. So entsteht ein Anspruch auf soziale Leistungen - etwa finanzielle Unterstützung oder medizinische Hilfe.

Auch sich bei der zuständigen Ausländerbehörde registrieren zu lassen ist sinnvoll. Die Aufenthaltserlaubnis erfolgt aufgrund der „Massenzustromrichtlinie“ schnell, unkompliziert und nahezu ohne Bürokratie. Sie gilt zunächst für ein Jahr und kann später noch um zwei Jahre verlängert werden.

(dk/dpa/afp)