Weltraumtest: Stephen Hawking will schweben

Der gelähmte Physiker startet in Cape Canaveral mit einer Spezialmaschine zu zwölf Sturzflügen.

<strong>Cape Canaveral. Er ist mit den Gesetzen der Schwerkraft bestens vertraut und er kennt die engen Grenzen seiner Körperkraft, doch heute will der britische Physiker Stephen Hawking seinen Rollstuhl verlassen, um durch den Raum zu schweben. An Bord eines Spezialflugzeugs, das vom Kennedy-Raumfahrtzentrum in Florida startet, soll der gelähmte Cambridge-Professor die Schwerelosigkeit erleben.

Zwei Ärzte, zwei Schwestern und ein Assistent begleiten ihn

Hawking hatte im vergangenen Jahr für allgemeines Kopfschütteln gesorgt, als er in einem Radio-Interview erklärte: "Mein nächstes Ziel ist es, ins Weltall zu fliegen." Doch dann versprach der britische Unternehmer und Abenteurer Richard Branson, er werde ihm an Bord seiner "Virgin Galactic" einen Platz reservieren. Allerdings ist Bransons Raumschiff erst in der Planung und soll frühestens 2009 erstmals abheben.

So trifft es sich für Hawking gut, dass ihm die "Zero Gravity Corporation" jetzt schon einen Übungsflug ermöglicht. Der 65-Jährige, der an Amyotropher Lateralsklerose (ALS) leidet und wegen der Zerstörung des motorischen Nervensystems heute fast völlig gelähmt ist, gilt als der erste Flug-Passagier mit einer so schweren Behinderung. Er kann sich überdies nur mittels eines Sprachcomputers verständigen.

Daher wird er bei dem Flug von zwei Ärzten, zwei Krankenschwestern und seinem Assistenten begleitet. Sie sollen beispielsweise verhindern, dass sich der schwebende Hawking an Kontrollgeräten verletzt, und eingreifen, wenn er an Sauerstoffmangel leiden sollte. Das Team hat sich bereits gestern bei einem Probeflug mit einem Double des Professors auf mögliche Notfälle vorbereitet.

Heute wird Hawking selbst im blauen Raumanzug von Cape Canaveral aus starten. "Als Wissenschaftler, der sein ganzes Leben lang über Schwerkraft und schwarze Löcher geforscht hat, freue ich mich sehr, die Schwerelosigkeit selbst erleben zu können", erklärte er gerade nach seiner sechswöchigen Vortragsreise durch die USA.

Freier Fall Das US-Unternehmen Zero Gravity Corporation bietet seit 2004 Ausflüge in die Schwerelosigkeit an. Dabei steigt eine umgebaute Boeing 727-700 auf rund 10 000 Meter, um dann 2500 Meter in die Tiefe zu stürzen. Bei den einminütigen, kontrollierten Sturzflügen, die ein Dutzend Mal wiederholt werden, fühlen sich die Passagiere für jeweils 25 Sekunden schwerelos, bevor die Maschine wieder durchstartet.

Kosten Ein Flug von etwa 45 Minuten kostet rund 2750 Euro. Bei den bisher gut 100 Flügen - jeden Monat werden mehrere Starttermine angeboten - sollen nach Auskunft des Unternehmens insgesamt mehr als 2500 Teilnehmer die berauschende Erfahrung gemacht haben. Seit kurzer Zeit können auch Behinderte an Bord des Spezialflugzeugs mitreisen.