Wertvolle Waldseemüller-Karte zufällig entdeckt
München (dpa) - In der Münchner Universitätsbibliothek haben Forscher ein bislang unbekanntes Exemplar der Waldseemüller-Weltkarte gefunden.
Zwei Forscherinnen entdeckten die wertvolle, rund 500 Jahre alte Karte zufällig in einem unscheinbaren Bibliothekseinband aus dem 19. Jahrhundert - zwischen zwei Drucken zur Geometrie, wie Bibliotheksdirektor Klaus-Rainer Brintzinger sagte. „Wir haben einen Sensationsfund gemacht.“
Es handelt sich um eine etwas jüngere und kleinere Globuskarte des Freiburger Kartographen Martin Waldseemüller (1470 - 1522), dessen drei Quadratmeter große Weltkarte berühmt geworden ist. Sie gilt als „Geburtsurkunde“ Amerikas, weil der neu entdeckte Kontinent dort erstmals unter der Bezeichnung „America“ auftaucht. Waldseemüller gilt als „Taufpate“. Bei der Namensgebung hat er sich allerdings geirrt. Er hielt den Seefahrer Amerigo Vespucci für den Entdecker des Kontinentes, nicht Christoph Kolumbus.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) übergab die große Weltkarte Waldseemüllers im Jahr 2007 in Washington an die USA. Die Karte war damals genau 500 Jahre alt. Heute steht sie auf der Weltdokumentenliste der Unesco und ist in der Library of Congress in Washington zu sehen.
Von den kleineren Globuskarten waren bis zum Münchner Fund vor wenigen Tagen weltweit nur vier Exemplare bekannt, eins davon wurde 2005 im Auktionshaus Christie's für umgerechnet mehr als 800 000 Euro versteigert. Die Münchner Karte unterscheidet sich nach Angaben von Sven Kuttner, der in der Uni-Bibliothek die Abteilung „Altes Buch“ leitet, von den bekannten Exemplaren. Ihre Herkunft sei nicht vollständig geklärt, sie sei aber vermutlich einige Zeit nach dem Erstdruck aus dem Jahr 1507 entstanden.
Vor mehr als 200 Jahren sei das Exemplar dann vermutlich versehentlich in den Geometrie-Band mit Drucken aus dem frühen 16. Jahrhundert eingebunden worden. Die Bibliothekare hätten die Bedeutung der Karte damals nicht erkannt, sagte Kuttner. Der Band versank „im Dornröschenschlaf“ der Bibliothek an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Bis jetzt. Kuttner sagte: „Seit dem Zweiten Weltkrieg hat es einen Fund dieser Dimension nicht mehr gegeben.“