Wetten, dass „Wetten, dass?“ nicht abgewrackt werden muss?
Eine verrückte Wette und ein noch verrückterer Auftritt von Boris und Lilly sorgen für Spaß.
Düsseldorf. Was für ein Panoptikum! Eine leicht affektierte Jennifer Aniston muss Hundekuchen essen, ein gebürtiger Düsseldorfer beansprucht eine Landebahn des Flughafens für die bislang vielleicht riskanteste Wette überhaupt, und Boris Becker gibt endlich das schon für November angekündigte Hochzeitsversprechen ab - allerdings hat er kurzerhand die Braut ausgetauscht. Selten passte das Zirkusdirektoren-Outfit Thomas Gottschalks besser zu seinen schillernden Gästen. Und zur Gemütslage der Nation.
"Man wacht morgens auf und weiß gar nicht: Gibt es meine Bank noch? Gibt es meine Automarke noch? Gibt es die SPD noch?", begrüßte der große Blonde die Fernsehzuschauer und das post-närrische Düsseldorfer Publikum in der Messehalle. Doch die sonst alles beherrschende Krisenstimmung hatte an diesem Samstagabend keine Chance. Die Menschen wollten fröhliche Ablenkung. Und sie bekamen sie.
Nicht nur, dass alle Wetten gewonnen wurden - gleich, wie verrückt sie waren. Auch die Autoindustrie durfte neue Hoffnung schöpfen, da Gottschalk für zwei Zuschauer aus dem Publikum die Abwrackprämie schlicht verdoppelte. Dass am Ende zufällig ein gut erhaltener Opel in der Schrottpresse landete - ausgerechnet vor den Augen des obersten Opel-Retters Jürgen Rüttgers -, hatte sicher Symbolcharakter. Doch überinterpretieren wollte das niemand, schon gar nicht der NRW-Ministerpräsident.
Nein, das Gute sollte an diesem Abend eine Chance bekommen. Und was könnte den Glauben an das Gute besser befördern als die Ankündigung von Boris Becker, nach gefühlten 50 Beziehungen endlich wieder einmal in den Hafen der Ehe zu steuern?
Eigentlich hatte Bum-Bum-Boris ja schon am 8. November auf Gottschalks Sofa sitzen und seinen Hochzeitstermin verkünden sollen, und zwar mit Sandy Meyer-Wölden. Doch dann kam das Liebes-Aus per SMS, und der Tennis-Star sagte den gemeinsamen Auftritt ab. Kurze Zeit später wurde Becker mit Ex-Freundin Lilly Kerssenberg in Dubai gesehen. Die Gerüchteküche brodelte. Sind die beiden wieder ein Paar? Sie sind.
Am Samstag dann die Sensation: Boris und Lilly treten auf, und Boris kündigt mit Schweiß auf der Stirn an, er habe eine wichtige Mitteilung zu machen. Stille in der Halle. Getuschel. "Nicht schon wieder!", entfährt es einigen Frauen im Publikum.
Tut er es? Ja, er tut es! Die anwesenden Klatsch-Reporter kreischen auf, die Fotografen schnappen fast über. Sie müssen das Boris-und-Lilly-Bild knipsen, jetzt, sofort, wenn nicht immer "diese sch... Fernsehkameras" den Blick verstellen würden.
"Ich finde es interessant, wie leicht man austauschbar ist", wird die Ex-Verlobte Sandy später in der "Bild am Sonntag" zitiert. Ihr dürften noch Boris’ Worte vom Vorabend im Ohr klingen. Er habe "lange gesucht", erzählte er einem gespielt-schockierten Gottschalk, um dann das zu sagen, was Sandy und Lilly und Karen und Barbara und Anna und Angela und Carolina und Sabrina immer schon ahnten: "Die Suche hat mir Spaß gemacht."
Und was war sonst? Ein Mann fährt so lange auf dem Hinterreifen seines Motorrads, bis seine Freundin den Vorderreifen ausgewechsel hat; eine Frau erkennt ihre Huskys anhand der Schlabbergeräusche beim Saufen; Duffy führt einen sehr pobackigen Mini-Minirock vor; und wir lernen, dass man beim Jenga pusten sollte, damit der Holzturm nicht umfällt. Das Übliche, das Übliche.
Mag sein, dass Banken, Automarken und die SPD verschwinden. Aber "Wetten, dass?" wird es, wenn es die Qualität hält, auch noch weitere 28 Jahre lang geben.