Wilder Fluglotsen-Streik stürzt Spanien ins Chaos

Madrid (dpa) - Riesen-Chaos in Spanien: Weil die Fluglotsen spontan in einen Ausstand getreten sind, sitzen hunderttausende Menschen fest und fallen Dutzende Flüge aus. Viel Ärger zum Beginn eines langen Wochenendes.

Die Flughäfen von Madrid, Barcelona, Mallorca, Menorca, Ibiza und auf den Kanarischen Inseln wurden geschlossen. Weite Teile des spanischen Luftraums wurden gesperrt. Nach Angaben der Fluggesellschaft Iberia saßen etwa 200 000 Reisende fest. Auf den Flughäfen bildeten sich lange Warteschlangen vor den Schaltern.

Die spanische Regierung versuchte, die Fluglotsen per Dekret zu ihrem Dienst zu verpflichten und forderte die Streikenden „ultimativ“ auf, zu ihren Arbeitsplätzen zurückzukehren. Andernfalls würde das Militär formal die Kontrolle über die Tower übernehmen und damit die Fluglotsen militärischem Kommando unterstellen. Sich dem Militär zu verweigern, hätte eine schwerwiegendere Strafe zur Folge.

Nach Angaben des staatlichen Rundfunks RNE durften bis zum Abend nur noch einige wenige Flugzeuge landen, die sich bei Beginn der Protestaktion bereits in der Luft befunden hatten.

Auf dem Flughafen von Mallorca protestierten Tausende von festsitzenden Passagieren gegen das Chaos. Die spanischen Airlines bezeichneten die Lage als kritisch. Sie äußerten die Erwartung, dass das Chaos wenigstens bis um 01.00 Uhr in der Nacht andauern würde.

Die Lufthansa strich nach eigenen Angaben zunächst sechs Flüge nach Spanien. Andere Maschinen verspäteten sich. Auch Flüge der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin waren stark betroffen. Man beginne, die Fluggäste in Hotels unterzubringen, sagte ein Sprecher. Er sagte, der Ausstand solle bis Mitternacht dauern.

Nach Angaben von AENA hatten etwa 70 Prozent der Lotsen ohne vorherige Ankündigung ihre Arbeitsplätze verlassen. Die Behörde setzte sich mit Eurocontrol in Verbindung, um zu verhindern, dass Flugzeuge aus anderen europäischen Ländern spanische Flughäfen anfliegen. AENA beschuldigte die Lotsen, die Fluggäste als Geiseln genommen zu haben. Die Protestaktion sei ein strafbares Vergehen und könne dazu führen, dass die Beteiligten entlassen werden.

Die Fluglotsen, die ohne Streikankündigung den Dienst beendeten, reagierten offenbar auf einen Beschluss der spanischen Regierung, die eine neue Regelung für die Dienstzeiten der Lotsen eingeführt hatte. Die spanischen Fluglotsen stehen seit Monaten mit dem Verkehrsministerium und der Flughafenbehörde in einem Tarifkonflikt.

Das Chaos wurde dadurch vergrößert, dass am Freitag Tausende von Spaniern in ein langes Wochenende aufbrechen wollten. Der kommende Montag ist einer der Nationalfeiertage Spaniens. Auch der Mittwoch ist für die meisten Spanier arbeitsfrei.