Wirtschaftsexpertin Dambisa Moyo: Wieso darf Bono für Afrika reden?

Porträt: Die Wirtschaftsexpertin Dambisa Moyo kritisiert: Entwicklungshilfe und Gutmenschentum machen Afrika arm.

New York. Seine Wohltätigkeit ist bekannt. Der irische Sänger Bob Geldof engagiert sich seit 1985 für Menschen in Afrika, organisierte mehrfach Großkonzerte zugunsten der hungernden Bevölkerung auf dem schwarzen Kontinent. Seit Mitte der 90er Jahre setzt er sich mit dem Sänger Bono von der Popgruppe U2 zugleich für einen Schuldenerlass für die Dritte Welt ein. Er wurde von der Queen zum Ritter geschlagen und war bereits mehrfach für den Friedensnobelpreis im Gespräch.

Dambisa Moyo sieht sein Engagement dagegen kritisch. Die zierliche, elegante Frau aus Sambia ist Wirtschaftsexpertin und hat in den USA eine steile Karriere als Bankerin gemacht. Der "FAZ" sagte sie: "Viele dieser Leute sind sehr negativ, wenn sie über Afrika reden. Außerdem frage ich mich, wer sie eigentlich legitimiert, für Afrika zu sprechen."

Sie findet es absurd, wenn Bono nicht als Sänger, sondern als Redner zu G8-Treffen eingeladen wird. Afrikanische Politiker kommen dagegen gar nicht zu Wort. "Wie würde sich die amerikanische Regierung fühlen, wenn Amy Winehouse anfangen würde, ihr zu erklären, wie man der Kreditklemme entkommt, und die Leute ihr auch noch zuhörten?" sagte sie in der Wochenzeitung "Die Zeit".

Doch die "Glamour Aid" (Glamour Hilfe) von Geldof und Bono ist für Dambisa Moyo nur ein kleiner Teil des Problems. In ihrem Buch "Dead Aid" (Tote Hilfe), das in den USA sofort ein Bestseller geworden ist, fordert sie ein völliges Umdenken in der Entwicklungshilfe. Moyo findet humanitäre und karitative Hilfen zeitweise notwendig, bemängelt aber, dass diese oft schlecht organisiert sind. Wenig Sinn sieht sie jedoch in der institutionalisierten Entwicklungshilfe, in der ungleich größere Summen fließen: 50 Jahre nach der Befreiung von den Kolonialherren und nach mehr als zwei Billionen Dollar Entwicklungshilfe stehe Afrika schlechter da als je zuvor.

"Wenn sie ein Land abhängig machen von Hilfen, dann nehmen Sie die Karotte weg und den Prügel: Niemand wird bestraft, wenn er nicht innovativ ist, denn die Hilfen fließen trotzdem. Und niemand wird belohnt, wenn er sich anstrengt. Es gibt in Afrika viele sehr einfallsreiche Leute, aber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ermutigen sie nicht dazu, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen."

Die Wirtschafts-Fachfrau plädiert dafür, die internationale Hilfe innerhalb von zehn Jahren vollständig auslaufen zu lassen. Stattdessen sollten sich die Länder über Anleihen und über den Handel etwa mit China selbst entwickeln, die einzelnen Menschen könnte man über Kleinkredite fördern.

Konsequent kämpft Dambisa Moyo für die Selbstbestimmung Afrikas und für den Gedanken, dass Hilfe tatsächlich der Entwicklung dienen muss und nicht dafür gedacht ist, dass sich die Menschen im Westen besser fühlen.