Umweltanalyse: Wasser-Detektive gehen dem Rhein auf den Grund
Das Schiff Max Prüss entnimmt Gewässerproben. Hauptverursacher für Schadstoffe im Fluss ist die Schifffahrt.
Düsseldorf. Lässig steht Bernd Maier am Bug der Max Prüss. Der Maschinist beugt sich über die Reling. Kurz bevor das Laborschiff mit der steinigen Böschung des Rheinufers in Düsseldorf zusammenstößt, hebt Maier seinen rechten Daumen in die Luft. Kapitän Klaus-Peter Volk hält die Maschinen an. In Höhe der Volmerswerther Kirche kommt die Max Prüss zum Stehen. Das Laborschiff des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Lanuv) entnimmt Wasser- und Gesteinsproben aus dem Rhein, um die Qualität des Gewässers zu überprüfen.
Mit einem leisen Surren setzt sich der Arm des türkisfarbenen Krans in Bewegung. Von Bernd Maier dirigiert, bringt sich die Kralle des Gerätes über der Wasseroberfläche in Position, öffnet sich und verschwindet mit einem lauten "Platsch" im Rhein. Der Arm des Krans zuckelt und ruckelt, schließlich taucht die Kralle wieder auf. In ihrem Inneren hat sie einen Haufen Kies.
"Unsere Biologen untersuchen nun, welche Tiere sie im Kies und in den Lücken der größeren Steine finden", sagt Dieter Busch vom Lanuv. Anhand der gefundenen Lebewesen können die Biologen dann die Qualität des Wassers bestimmen, da einige Lebewesen nur in Gewässern mit guten Bedingungen vorkommen. "Der Rhein hat seit Ende der 1990er Jahre Gewässerqualität zwei", sagt Busch. "Gewässerqualität eins haben in Deutschland nur einige Bäche in den Mittelgebirgen."
Die Wasserqualität des Rheins hat sich zwar in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert, dennoch gibt es in jedem Jahr noch etwa 40 bis 50 Warnfälle. Sie treten ein, wenn ein Schadstoff in einer zu hohen Belastung gemessen wird. Das kann zum einen durch einen Unfall in einem der am Rhein ansässigen Betriebe vorkommen. Weitaus häufiger sind aber sogenannte Stoßbelastungen, deren Hauptverursacher der Schiffsverkehr ist.
Diese Stoßbelastungen entstehen zum Beispiel, wenn ein Schiff in einen unreinen Tank Ballastwasser aufnimmt. Beim wieder Ablassen des Ballastwassers in den Rhein gelangen diese Verunreinigungen dann in das Gewässer. Mit seiner kontinuierlich umfangreichen Gewässerüberwachung kann das Lanuv genau diese Stoßbelastungen ermitteln.
Dabei hilft die Max Prüss. Unter Deck ist das Reich der Wissenschaftler: Biologen oder Chemiker gehen abwechselnd und in regelmäßigen Abständen auf Messfahrt. Die Arbeit der Chemotechnikerin Sabine Böttger wird von einem beständigen Gurgeln begleitet. Eine Pumpe im Boden des Schiffes befördert die Wasserproben direkt aus dem Rhein in das Labor. Sabine Böttger füllt eine kleine Menge in Gläser und beschriftet sie. "Wichtig sind Tag und Uhrzeit, der Rheinkilometer und von welcher Stelle wir die Probe entnommen haben - also ob vom rechten oder linken Ufer oder aus der Flussmitte", sagt sie. So können die Mitarbeiter des Lanuv bei einer Schadstoffbelastung ermitteln, woher sie kommt.
Die gesammelten Proben werden dann in eines der Labore des Lanuv gebracht. Denn die Max Prüss ist nur ein Bestandteil der Gewässerüberwachung in NRW. "Wir betreiben am Rhein sechs Wasserkontrollstationen - jeweils an beiden Ufern in Höhe der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz, in Düsseldorf und an der deutsch-niederländischen Grenze", sagt der Präsident des Landesamtes, Heinrich Bottermann.
In den Laboren beginnt dann die "Detektivarbeit", denn nicht immer seien die gefundenen Schadstoffe sofort zu identifizieren. "Dann wird in einem Recherche- und Analyseprozess der Stoff eingekreist und analysiert", sagt Bottermann. Dafür gibt es auch ein Lob des NRW-Umweltministers, Eckhard Uhlenberg (CDU): "NRW ist von allen Bundesländern, durch die der Rhein fließt, am besten aufgestellt."