Essverhalten: Eine Handvoll Kartoffelchips kommt selten allein

Warum essen wir weiter, wenn wir längst satt sind? Forscher sind dem Geheimnis der Dickmacher auf der Spur.

Düsseldorf. Ist die Tüte erst einmal offen, gibt’s kein Halten mehr. Immer wieder langen die Finger hinein, bis die 175 Gramm geschafft sind. Dass die angebrochenen Kartoffelchips vom Lagern schließlich nicht besser würden, bleibt eine faule Ausrede. Dass viele kaum anders können, als der Verpackung buchstäblich auf den Grund zu gehen, ist hingegen zunehmend wahrscheinlich.

Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg gehen davon aus, dass es in den würzigen Scheibchen noch nicht definierte Inhaltsstoffe gibt, die direkt auf das Lustzentrum unseres Gehirns zielen. Der hohe Gehalt an Fett und Kohlenhydraten jedenfalls reiche als Erklärung für die Anziehungskraft von Kartoffelchips nicht länger aus. Das hätten Experimente mit Ratten ergeben.

Sollten die großen Unbekannten identifiziert werden, wäre viel gewonnen. Dann könnten Nahrungsmitteln gleich Substanzen beigemischt werden, die die Lust bremsen und zu maßvollem Verzehr der Snacks führen.

Auch die Gewichtsmanager von „Weight Watchers“ unterscheiden aufgrund von Erkenntnissen der Hirnforschung zwei Arten von körperlichem Hunger: den homöostatischen, der dem Überleben dient und vom Blutzucker gesteuert wird, und den hedonistischen, der wach wird, wenn wir fett-, zucker- und kalorienhaltiges Essen sehen, riechen, wenn wir davon hören oder auch nur daran denken. Die Krux: Da wir beinahe immer und überall von Verführungen umgeben sind, ist der Lusthunger längst ein dickes gesundheitliches Problem.

Übermäßiges Essen ohne Überlebenshunger sei ein Schlüsselfaktor in der dramatischen Ausbreitung von Übergewicht und Fettleibigkeit, sagen die Forscher aus dem Fränkischen. Bleibt zu hoffen, dass sie den vermuteten lustauslösenden Stoffen bald auf die Schliche kommen.

Nicht nur denen in Chips, sondern bitte auch denen in Schokolade, Gummibärchen und Co. Je schneller, desto besser. Denn die Badesaison naht. Und wer quält sich schon gern, wenn er die gute Figur auch ohne Magenknurren haben kann? iff