„Gefahr des Klonens von Menschen näher gekommen“

Düsseldorf. Dr. med. Johannes Fischer ist der kommissarische Direktor des Instituts für Transplantationsdiagnostik und Zelltherapeutika (ITZ) an der Universitätsklinik Düsseldorf. Einer der Forschungsschwerpunkte des ITZ sind adulte pluripotente Stammzellen.

Dr. Fischer, wie bewerten Sie die Ergebnisse der Arbeit der US-Forscher?

Johannes Fischer: Ich war nicht überrascht, dass es nun gelungen ist, menschliche Zellen mit dieser Methode zu klonen. Bei Tieren hat das ja bereits funktioniert. Es hat mich aber überrascht, wie effizient die Methode nun ist. Es ist eine Leistung, das entsprechende Protokoll in dieser Effizienz hinzubekommen, mit so geringer Fehlerquote. Ob das allerdings nun die regenerative Medizin weiterbringt, kann man schwer sagen. Allerdings ist man nun der theoretischen Gefahr des reproduktiven menschlichen Klonens näher gekommen.

Ist die Erforschung embryonaler Stammzellen bzw. dieser NT-ESC ihrer Meinung nach seit der Entwicklung der induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) überhaupt noch vertretbar oder gar notwendig?

Fischer: Die iPS sind wahrscheinlich langfristig der Weg in der regenerativen Medizin. Allerdings sind sie noch nicht einsetzbar, da durch die Methode ihrer Herstellung die Gefahr einer Entartung, etwa zu Krebszellen, noch groß ist. Die Erforschung embryonaler Stammzellen ist also zumindest als Vergleichsmodell immer noch wichtig.

Haben Tachibana und sein Team nun — vielleicht unbeabsichtigt - ein Tor geöffnet, das zum reproduktiven Klonen von Menschen führen kann?

Fischer: Die Studie hat die Grundlagen geschaffen, dass das Klonen von Menschen möglich ist. Da gibt es derzeit sicherlich noch eine Vielzahl von Problemen, aber denkbar ist das. Ich denke, dass man beizeiten das Klonen, mit dem Ziel, einen Organismus zu schaffen, hätte ächten sollen, oder noch ächten sollte.