Großer Schritt auf dem Weg zum Klon-Baby

Weltweit scheiterten Forscher bislang daran, menschliche Embryonen zu erzeugen. US-Forschern ist das nun gelungen.

Portland. Es war wohl nur eine Frage der Zeit. Nachdem am 5. Juli 1996 Klonschaf Dolly das Licht der Welt erblickte, hatten viele eigentlich schon eher damit gerechnet, dass auch Menschen geklont würden — aller ethischen Bedenken zum Trotz.

Nun sind die US-Forscher um Shoukhrat Mitalipov diesem Ziel wohl einen großen Schritt näher gekommen — wenngleich sie betonen, nicht die Absicht des reproduktiven Klonens verfolgt zu haben, also Menschen kopieren zu wollen. Dazu tauge die Methode der Forscher aus Portland auch gar nicht, sagen sie.

Das Verfahren an sich klingt simpel, dennoch scheiterten in den vergangenen Jahren weltweit Forscherteams daran, es bei menschlichen Zellen anzuwenden: Die Wissenschaftler hatten Zellkerne aus Hautzellen entnommen und einer Eizelle eingepflanzt, aus der die Erbinformation zuvor entfernt worden war. Aus der neuen Zelle entwickelte sich eine Blastozyste, ein kugelförmiges Embryo-Entwicklungsstadium, von dem Stammzellen entnommen werden können.

Diese Methode hatte auch zum Klonschaf Dolly geführt und wird seit Jahren bei den verschiedensten Tierarten angewendet. Bei Primaten, zu denen Menschen und Affen gehören, hatte sie bislang aber versagt — aus den behandelten Eizellen entwickelten sich keine Embryonen. Die eigentliche Errungenschaft der US-Amerikaner ist es nun, das Verfahren so angepasst zu haben, dass es auch beim Menschen anwendbar ist — doch entwickeln sich die Embryonen nicht über das Blastozysten-Stadium hinaus.

Die gewonnenen Stammzellen können theoretisch in jede beliebige Art von Körperzellen transformiert werden — und könnten laut der Forscher künftig einmal kranke oder verletzte Zellen ersetzen, um Menschen zu heilen.

Der Bonner Stammzellforscher Oliver Brüstle reagierte verhalten auf die Meldung und warnte „vor zu viel Hype“. „Ich bin skeptisch, ob uns das im therapeutischen Bereich weiterbringt“, sagte er. Es handele sich um ein grundlagenwissenschaftliches Ergebnis. Auch ethisch sei diese Forschung problematisch. Das veröffentlichte Experiment sei durch das Embryonenschutzgesetz in Deutschland verboten, betonte er.