Größter bekannter Raubsaurier jagte im Wasser

Erfoud/Marokko (dpa) - Dieser Koloss war in mehrfacher Hinsicht kurios: Aus Funden in der Sahara haben Forscher den bislang größten Raubsaurier rekonstruiert.

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Mit mehr als 15 Metern war Spinosaurus aegyptiacus etwa drei Meter länger als der Tyrannosaurus rex. Der ungewöhnliche Gigant, der vor etwa 97 Millionen Jahren lebte, lief im Gegensatz zu vielen anderen Raubsauriern auf vier Beinen. Und er ist der erste bekannte Dinosaurier, der offenbar teilweise im Wasser lebte. Das berichten Paläontologen um Nizar Ibrahim von der Universität Chicago im Fachblatt „Science“.

Der außergewöhnliche Körperbau des Dinosauriers hatte Forschern lange Zeit Rätsel aufgegeben. Erste Hinweise auf den Urzeitriesen entdeckte der deutsche Paläontologe Ernst Freiherr Stromer von Reichenbach vor mehr als 100 Jahren in Ägypten. Die nach München gebrachten Fossilien wurden jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört. Nun entdeckten die Forscher aus den USA, Großbritannien, Italien und Marokko weitere Knochenreste der Echse in der sogenannten Kem Kem-Formation im Süden von Marokko. Sie rekonstruierten den Giganten, indem sie ihre Funde mit anderen Fossilien dieser Art aus der Sahara sowie mit Bildern des deutschen Forschers kombinierten.

„An diesem Tier zu arbeiten, war wie einen Außerirdischen zu studieren. Er ist anders als alle Dinosaurier, die ich zuvor gesehen hatte“, staunte Ibrahim laut einer Mitteilung der National Geographic Society. Demnach verlagerte der lange Hals den Schwerpunkt des Körpers so weit nach vorne, dass Spinosaurus im Gegensatz zu anderen Raubsauriern auf vier statt auf zwei Beinen lief. Dies habe aber die Bewegung im Wasser vereinfacht.

Auffällig ist auch der Unterschied zwischen den Vorder- und Hinterläufen. Vorne trug Spinosaurus lange gebogene Klauen, während er sich mit den flachen Hinterfüßen gut im Wasser fortbewegen konnte, schreiben die Forscher. Dank lose verbundener Knochen konnte er sich mit einem flexiblen langen Schwanz zusätzlich antreiben.

An das Leben im Wasser angepasst waren auch die kleinen Nasenlöcher, die auffällig weit hinten im Schädel lagen. So konnte das Reptil auch dann atmen, wenn der Kopf weitgehend unter Wasser war. Ähnlich wie bei Krokodilen erlaubten es Fühler an der Schnauze zudem, Bewegungen im Wasser wahrzunehmen.

Zu einem gefährlichen Jäger machten ihn auch seine riesigen gekrümmten Zähne, die vorne an der Schnauze ineinandergriffen. Sein Gebiss sei geeignet gewesen, um Haie und andere Fische zu erbeuten, schreiben die Forscher.

Kurios sind auch lange Fortsätze an der Rückenseite der Wirbel, die eine Art großes „Segel“ formten, das beim Schwimmen aus dem Wasser emporragte. Dies sei die größte bislang bei Dinosauriern gefundene derartige Struktur.

Die aquatische Lebensweise von Spinosaurus passt zur Umgebung jener Zeit: Damals erstreckte sich dort ein System von Flüssen, dass vom heutigen Marokko bis nach Ägypten reichte. Die Epoche der Dinosaurier begann vor mehr als 200 Millionen Jahren und endete vor etwa 65 Millionen Jahren, wahrscheinlich nach dem Einschlag eines großen Meteoriten.