Große Europäer: Elf Zentimeter Zuwachs binnen etwa 100 Jahren
Oxford (dpa) - Die Europäer sind binnen etwa eines Jahrhunderts elf Zentimeter größer geworden. Erstaunlicherweise habe die Durchschnittsgröße der Nord- und Westeuropäer während der beiden Weltkriege und der Weltwirtschaftskrise stärker zugelegt als in den Jahren davor und danach, berichten Forscher in den „Oxford Economic Papers“.
Sie hatten Daten aus den Jahren 1870 bis 1980 zur Größe von rund 21 Jahre alten Männern aus 15 europäischen Ländern analysiert.
Derzeit sind junge Männer in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 1,80 Meter groß. Das Team um Timothy Hatton von der britischen Universität Essex in Colchester hatte für die jüngere Vergangenheit auf solche nationalen Größentabellen zurückgegriffen. Für die früheren Jahrzehnte wurden vor allem Daten von Wehrdienstpflichtigen und Rekruten genutzt. Für Frauen sei eine ähnliche Analyse kaum durchzuführen, schreiben die Wissenschaftler.
„Die Zunahme der Körpergröße ist ein Schlüsselindikator für Verbesserungen der durchschnittlichen Volksgesundheit“, wird Hatton in einer Mitteilung zur Studie zitiert. Der erstaunliche Größensprung in den Weltkriegs- und Wirtschaftskrisejahren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sei weniger mit medizinischen Durchbrüchen oder nationalen Gesundheitsprogrammen zu erklären, so die Forscher. Diese hätten sich erst in den Jahrzehnten darauf großflächig ausgewirkt.
Eine mögliche Erklärung sei, dass in dem Zeitraum weniger Kinder geboren wurden - geringere Familiengrößen korrelierten stets mit ansteigenden Körpermaßen. Das Gesamt-Plus von elf Zentimetern lasse sich auf Faktoren wie höhere Pro-Kopf-Einkommen, bessere Sanitäreinrichtungen und Lebensbedingungen, vermehrtes Wissen über Gesundheit und Ernährung sowie ausgebaute Gesundheitssysteme zurückführen.