Veränderte Malaria-Erreger erhöhen Krankheitsgefahr
Washington (dpa) - Veränderte Malaria-Erreger könnten eine natürliche Widerstandskraft gegen die Krankheit austricksen. Das haben Forscher aus den USA mit Hilfe von Genstudien herausgefunden.
Bei den Erregern handelt es sich um Parasiten namens Plasmodium vivax. Sie sind Verursacher der Malaria tertiana, bei der regelmäßig Fieberschübe auftreten. Die Erreger können sich in der Leber verstecken und die Patienten später erneut krank machen. Ihre Erkenntnisse wollten die Experten aus den USA an diesem Freitag auf einem Kongress für Tropenmedizin in Washington vorstellen.
Menschen, denen ein bestimmtes Eiweiß auf den roten Blutkörperchen fehlt, gelten eigentlich als geschützt. Sie werden als Duffy-negativ bezeichnet. Doch in den vergangenen fünf Jahren beobachteten Forscher, dass Afrikaner und Südamerikaner mit diesem Bluttyp dennoch an Malaria tertiana erkrankten, hieß es in einer Kongress-Mitteilung.
Rund 95 Prozent der Bevölkerung in Ländern südlich der Sahara gilt als Duffy-negativ. Fehlt dieses Eiweiß, können die Parasiten die roten Blutkörperchen nicht entern und sich nicht vermehren. Krankheitssymptome bleiben aus. „Wir haben bislang unbekannte Gen-Mechanismen in Plasmodium-vivax-Parasiten entdeckt, die ihnen andere Möglichkeiten eröffnen könnten, in rote Blutzellen einzudringen“, sagte Peter Zimmermann von der Case-Western Reserve University in Cleveland (US-Staat Ohio) laut Mitteilung. Dies könnte erklären, warum Menschen ohne Duffy-Eiweiß dennoch an Malaria erkranken. Den Angaben zufolge ist noch unklar, ob es sich um ein neues Phänomen handelt oder um eines, das erst jetzt entdeckt wurde.
An der Vivax-Malaria sterben nicht so viele Menschen wie an der gefährlicheren Malaria tropica (Erreger Plasmodium falciparum). Die Zahl der von einer Ansteckung bedrohten Menschen weltweit wird jedoch bei beiden Formen als annähernd gleich eingeschätzt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkrankten im Jahr 2010 rund 220 Millionen Menschen an einer der verschiedenen Malaria-Formen, etwa 660 000 Patienten starben an den Folgen. Die Tropenkrankheit wird durch den Stich von Anopheles-Mücken übertragen.
Zimmermann und Kollegen untersuchten für ihre Studien unter anderem das Erbgut von Plasmodien von der afrikanischen Insel Madagaskar, es handelte sich um 189 Proben. Bei mehr als der Hälfte der Parasiten lag ein Gen in doppelter Ausführung vor, das für das Eindringen in die roten Blutkörperchen verantwortlich ist. Bei Plasmodien aus Kambodscha stießen sie auf ein bisher unbekanntes Gen, das den Krankheitserregern die Zell-Invasion ermöglichen könnte. Zimmermann und Kollegen wollen ihre Ergebnisse demnächst im Fachjournal „PLoS Neglected Tropical Diseases“ veröffentlichen.
Das Jahrestreffen der Amerikanischen Gesellschaft für Tropenmedizin und -hygiene (ASTMH) geht bis zum 17. November. Dort wurden auch WHO-Ziele für die Entwicklung von Malaria-Impfstoffen vorgestellt. Demnach sollen bis zum Jahr 2030 Impfstoffe auf dem Markt sein, die die Malaria-Fälle weltweit um 75 Prozent senken sollen. Derzeit würden 27 Produkte in klinischen Studien untersucht.