Landgericht Bonn Zeuge im Niklas-Prozess berichtet aus Tatnacht - Rätsel um Jacke

Erstmals spricht ein Zeuge über seine Erinnerungen an die Nacht, in der Niklas geprügelt wurde. Später wurde er auch selbst von einem der Angeklagten geschlagen. Der Fall bleibt dennoch kompliziert. Es gibt neue Fragen zu einer angeblich verschwundenen Jacke.

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Bonn. Im Prozess um den Tod des verprügelten Schülers Niklas hat erstmals ein Zeuge über die Tatnacht gesprochen. Der 29-Jährige gab allerdings an, nicht sicher sagen zu können, ob er den Mitangeklagten damals gesehen habe oder nicht. Er sei mit Bekannten eine Straße in Bonn entlang gegangen, als ihnen eine Gruppe entgegen gekommen sei - laut seinen Zeitangaben kurz nachdem sich ganz in der Nähe der Angriff auf Niklas ereignet hatte. Einer der Männer habe gesagt „Geht nicht dahin, da sind Bullen“. Bei der Polizei hatte der Zeuge später angegeben, er sei sich zwar nicht sicher, meine aber, damals den Mitangeklagten getroffen zu haben.

Der Vorfall ist für das Verfahren am Landgericht Bonn auch deshalb relevant, weil der 29-Jährige Monate später von dem Mitangeklagten geschlagen wurde. Der 21-Jährige habe ihn mit einem anderen zusammen in einem Bus angesprochen und gesagt, er habe von seiner Aussage bei der Polizei gehört, sagte der Zeuge. Vor dem Bus sei er dann geschlagen und getreten worden. Er solle seinen Namen nie mehr bei der Polizei nennen, habe der Angeklagte gesagt. Der 21-Jährige hatte schon zu Prozessbeginn Schläge zugegeben, Tritte jedoch bestritten. Er sei provoziert worden. Die Auseinandersetzung ist ein mitangeklagter Nebenkomplex im Fall Niklas.

Um den Kernvorwurf des Verfahrens ging es am dritten Prozesstag am Freitag nur am Rande. Hauptangeklagt ist ein anderer 21-Jähriger. Er soll Niklas im Mai 2016 in Bonn auf der Straße mit der Faust niedergestreckt und ihm gegen den Kopf getreten haben. Der Schüler starb wenige Tage später. Der Hauptangeklagte bestreitet die Vorwürfe vehement. Der Mitangeklagte, der später den Zeugen schlug, soll damals eine Begleiterin von Niklas geschlagen haben.

Sein Anwalt Peter Krieger stellte am Freitag den Antrag, neuen Hinweisen eines Zeugen nachzugehen, der sich erst nach Prozessbeginn gemeldet habe. Dieser habe gesagt, ein Anwalt habe ihm in einer ganz anderen Angelegenheit erzählt, in seiner Kanzlei sei ein Mann mit einer Jacke vorstellig geworden, die zum Fall Niklas gehöre. Diese sei demnach in der Kanzlei „schnell beiseite geschafft“ worden. Das müsse dringend aufgeklärt werden, sagte Krieger. Solche Erkenntnisse könnten für seinen Mandanten womöglich entlastend sein. dpa