2. Ökumenischer Kirchentag vom 12. bis 16. Mai: Christentreffen der getrübten Hoffnungen

Analyse: Der Elan der Premiere ist verflogen - am Mittwoch beginnt der 2. Ökumenische Kirchentag.

München. "Damit ihr Hoffnung habt" lautet das Leitwort des2.Ökumenischen Kirchentags von Mittwoch bis Sonntag, 12. bis 16. Mai,in München. Hoffnung können die mehr als 100000 Dauerteilnehmer auchgut gebrauchen, denn vielen ist sie abhanden gekommen. Der Aufbruch inden Beziehungen gerade zwischen evangelischer und römisch-katholischerKirche, den die Premiere 2003 in Berlin versprochen hatte, istausgeblieben. In entscheidenden Fragen tritt das Verhältnis auf derStelle. Manche machen gar Rückschritte aus. Der evangelische TheologeFriedrich Schorlemmer will dem Kirchentag daher fernbleiben. Er hältihn für "Etikettenschwindel".

Eines der Dauerthemen, bei dem weite Teile der christlichen Basislängst die Geduld verloren haben, ist die Abendmahlsfrage. Noch immerist es ausgerechnet bei diesem Zeichen der Versöhnung offiziell nichtmöglich, dass Katholiken und Protestanten gemeinsam feiern.Unterschiedliche Auffassungen des Sakraments und das katholischeAmtsverständnis stehen dagegen. Selbst Ehepartner verschiedenerKonfessionen müssen getrennt bleiben - woran sich in derGottesdienstpraxis oft nicht nur diese nicht halten.

Fast schon beschwörend bitten die beiden Präsidenten desKirchentags, Alois Glück und Eckhard Nagel, im Vorwort des Programms,"die in den Kirchen gültigen Regeln zu achten und in Bezug aufEucharistiefeier und Abendmahl in ökumenischer Sensibilität miteinanderumzugehen". Der katholische Priester Gotthold Hasenhüttl, der 2003 inBerlin zu einer Eucharistiefeier ausdrücklich auch nichtkatholischeChristen eingeladen hatte, war dafür mit der Suspendierung und demEntzug der kirchlichen Lehrerlaubnis bestraft worden. In München sollnun stattdessen eine orthodoxe Vesper am Freitagabend das ökumenischeBrotteilen ermöglichen.

Aber auch in der Frage der gegenseitigen Anerkennung beharrt derVatikan auf seiner Position. 2007 hat Papst Benedikt XVI. noch einmalbekräftigt, was er schon früher erklärt hatte: dass die evangelischenKirchen "nicht Kirchen im eigentlichen Sinne" seien, sondern nur"kirchliche Gemeinschaften".

Jenseits der innerchristlichen Differenzen bläst den Kirchen im Zugeder Missbrauchsskandale derzeit aber auch gesellschaftlich der Wind insGesicht. Kurzfristig wurden dazu zwei Podiumsveranstaltungen angesetzt.Doch das allbeherrschende Thema wird sich nicht nur auf diese beidenTermine zurückdrängen lassen.

Für Margot Käßmann bedeutet München die Rückkehr ins Rampenlicht.Die nach ihrer Alkoholfahrt zurückgetretene EKD-Ratsvorsitzende legt amDonnerstagmorgen den Bund zwischen Gott und Noah aus - ein großesVersprechen der Hoffnung nach der Sintflut. Als Mutmacher für einestockende Ökumene taugt es also allemal.