6. November 1989: Leipzig fordert: Die Mauer muss weg
Erneut kommen mehr als 300 000 Menschen zur Leipziger Montagsdemonstration, die Stimmung ist gereizt. Als auch der SED-Bezirkschef reden will, gehen seine Worte in einem Pfeifkonzert und "Zu spät, zu spät"-Sprechchören unter.
Auch das neue DDR-Reisegesetz - immer noch mit vielen Einschränkungen versehen - wird aufs Korn genommen. "Wir brauchen keine Gesetze - die Mauer muss weg", rufen die Demonstranten. Als wäre nichts geschehen, feiert die SED-Führung zeitgleich in der Ost-Berliner Staatsoper den 72. Jahrestag der Oktoberrevolution.
In Bonn kommt Alexander Schalck-Golodkowski mit Kanzleramtsminister Seiters und Innenminister Schäuble zu einem Geheimtreffen zusammen. Es geht um neue Milliarden-Kredite für die DDR. Dafür bietet er der Bundesregierung tatsächlich die schrittweise Öffnung der Mauer an. Seiters und Schäuble zeigen sich gesprächsbereit, taktieren jedoch hinhaltend. Offenbar ahnen sie, dass es wohl nicht die SED sein wird, die den Zeitpunkt der Maueröffnung bestimmt. stk