Abtreibung verweigert — Frau stirbt
Tod einer 31-Jährigen löst in Irland Debatte über Gesetz aus.
Dublin. Es ist eine Katastrophe, die weltweit für Kopfschütteln sorgt: Irische Ärzte haben eine Schwangere sterben lassen, um ihren 17 Wochen alten Fötus zu schützen. Die fragwürdige Entscheidung der Mediziner könnte nun dafür sorgen, dass das katholische Land sein Abtreibungsverbot überarbeitet. In Dublin und vor irischen Botschaften im Ausland wollen Tausende Menschen am Samstag für eine Legalisierung auf die Straße gehen.
Als Savita Halappanavar sich vergangenen Monat mit quälenden Schmerzen in die Hände der Gynäkologen am Uniklinikum Galway begab, ahnte sie nicht, dass sie hier sterben würde wie ein ausgesetztes Tier. Bei ihr kündigte sich eine komplizierte Fehlgeburt an, doch abkürzen wollten die Ärzte den Prozess nicht. „Wir flehten sie an, die Schwangerschaft abzubrechen“, berichtet Ehemann Parveen. Doch die Ärzte sagten dem indischen Paar: „Dies hier ist ein katholisches Land.“ So lange der Fötus noch einen schwachen Herzschlag habe, könne man nicht eingreifen, so sei es vorgeschrieben.
48 Stunden dauerte die Tortur, an deren Ende Savita Halappanavar kaum noch ansprechbar war. Der tote Fötus wurde schließlich entfernt, doch für die 31-Jährige war das zu spät. Stunden nach dem Eingriff litt sie unter einer schweren Blutvergiftung; kurz Zeit später setzten wichtige Organe aus. „Die Nachtschwester rief mich ans Bett“, so der Ehemann, „aber da hatten die Ärzte sie schon verloren.“ In seine Trauer mischt sich Wut: „In Indien oder Großbritannien wäre die Schwangerschaft aus medizinischen Gründen ohne große Debatte abgebrochen worden.“
Die irische Verfassung verbietet Abtreibungen, während das Oberste Gericht Irlands seit 1992 Schwangerschaftsabbrüche aus medizinischen Gründen zumindest theoretisch erlaubt. Doch die Lage ist konfus, weil es für derartige Grenzfälle keine eindeutige Regelung gibt. Am Ende liegt die Entscheidung allein bei den Ärzten. Savita Halappanavar könnte womöglich noch leben, wenn Irland sich den überfälligen, juristisch klaren Leitfaden für Notfall-Abtreibungen gegeben hätte.
Regierung und Krankenhaus haben mittlerweile interne Überprüfungen angeordnet. Hunderte Iren hat Savitas Schicksal so sehr berührt, dass sie in Dublin für eine Lockerung der Abtreibungsregeln demonstrierten. Schwangerschaftsabbrüche sind in dem Land selbst nach Vergewaltigung verboten. 4000 Frauen reisen jedes Jahr für eine Abtreibung von Irland nach Großbritannien, wo sie legal ist. Für Samstag sind weitere Massenproteste angekündigt.