Afghanistan: Ein Titelbild schockiert Amerika
Eine 18-Jährige flieht vor ihrem Mann, er verstümmelt sie – mit Billigung der Taliban. Der Fall wird zum Medienthema.
Düsseldorf. Die meisten Leser dürften schockiert sein, wenn sie am Montag die neueste Ausgabe der "Time" in Händen halten. Das US-Magazin zeigt auf dem Titel das Bild einer jungen Frau aus Afghanistan, die von ihrem Mann verstümmelt worden sein soll. Daneben steht in weißen Lettern die Behauptung: "Was passiert, wenn wir Afghanistan verlassen".
Wie das Magazin berichtet, sei Aisha, so nennt die Redaktion die 18-Jährige, um sie zu schützen, von einem Taliban-Gericht verurteilt worden.
Nach der Schilderung des Magazins habe ein Kommandeur der Islamisten entschieden, dass Aisha von ihrem Mann bestraft werden dürfe, weil sie ihm fortgelaufen sei. Er habe ihr daraufhin erst beide Ohren und dann die Nase abgeschnitten. Seine Familie habe nach Time-Schilderungen dabei geholfen. Noch soll die junge Frau versteckt in Kabul leben.
In einem Vorabbericht schreibt Richard Stengel, Time-Redaktionsleiter, man habe lange überlegt, das Foto auf dem Titel zu zeigen, sich aber letztlich dafür entschieden.
Vorsorglich entschuldigt sich das Magazin. Man habe durchaus auf der Rechnung, was dieses Schockfoto bei Kindern anrichten könne. Stengels eigene Kindern hätten mit Neugier und Mitgefühl reagiert.
Derweil ist in den USA schon vor Veröffentlichung des Magazins eine Debatte entbrannt. Dabei geht es allerdings weniger um die Situation afghanischer Frauen oder häusliche Gewalt, sondern um die Frage, was passiert, wenn die amerikanischen Truppen das Land verlassen.
In Foren und auf der Internetseite des Magazins wird munter bis böse darüber diskutiert. Dass man die verstümmelte Frau zeigen müsse, ist weitgehend unstrittig. Die meisten Kommentar-Schreiber danken dem Magazin dafür.