Afghanistan: Kritik an Ausbildung und Ausrüstung der Bundeswehr
Schwere Vorwürfe von Ex-Militärs: Soldaten seien für diesen Konflikt völlig unzureichend ausgestattet.
Berlin. Nach den blutigen Gefechten am Karfreitag bei Kundus werden die Forderungen nach einer massiven Aufrüstung der Bundeswehr in Afghanistan immer lauter. Ex-Militärs verlangen unter anderem mehr Kampf- und Transporthubschrauber, Aufklärungsdrohnen und Artillerieunterstützung.
Der designierte Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus sprach sich gestern für den Einsatz schwerer Kampfpanzer aus: "Wer in das Kanonenrohr eines Leopard 2 (Foto) schaut, überlegt sich zwei Mal, ob er eine deutsche Patrouille angreift." Einhellig mahnten Politiker von Koalition und Opposition an, die Situation nicht länger zu beschönigen und den Gefahren des Afghanistan-Einsatzes ins Auge zu sehen.
Vor allem Ex-Militärs halten das Material, mit dem die Bundeswehr in Afghanistan agiert, für unangemessen. "Die jungen Soldatinnen und Soldaten werden von einer Nation geopfert, die ihnen alles an nötiger Technik zur Verfügung stellen könnte", sagte der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat. "Das ist ungeheuerlich." Die notwendige Ausrüstung werde immer zu spät, halbherzig und inkonsequent zur Verfügung gestellt. Als Beispiele nannte er die mangelnde Fähigkeit zur strategischen Luftaufklärung und fehlende moderne Mörser. Zudem forderte er ein Streitkräfteführungs- und Informationssystem und eine Truppenverstärkung.
Der scheidende Wehrbeauftragte Robbe hatte die Seedorfer Fallschirmjäger, die von den Taliban am Karfreitag eingekesselt wurden, bei ihrer Verabschiedung in den Afghanistan-Einsatz besucht: "Die Soldaten haben mich darauf hingewiesen, dass es Defizite bei der Ausbildung gibt." Sie hätten nicht ausreichend Fahrzeuge der Typen Dingo und Fennek zum Training gehabt. "Da werden Kraftfahrer in den Einsatz geschickt, die erst im Einsatzland an den Fahrzeugen ausgebildet werden."