Guttenberg spricht jetzt von Krieg
Der Verteidigungsminister hält auch nach dem Tod dreier Soldaten am Einsatz in Afghanistan fest.
Kundus/Berlin. Bundesverteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg hält am Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan fest. Drei Tage nach dem Tod dreier Bundeswehrsoldaten nach einem Gefecht mit Taliban im Norden Afghanistans wies er Forderungen nach einem sofortigen Abzug der Truppen zurück. "Wir bleiben in Afghanistan", sagte Guttenberg. Das sei man auch den Soldaten schuldig.
Bei dem bisher schwersten Gefecht in der Geschichte der Bundeswehr waren am Karfreitag nahe Kundus drei Soldaten getötet und acht weitere verletzt worden. Der 34 Mann starke Fallschirmjägerzug, zu dem die elf Opfer gehören, geriet beim Minenräumen in einen Hinterhalt und lieferte sich einen stundenlangen Kampf mit Talibankämpfern.
Die Realität der Bundeswehr in Afghanistan könne man "umgangssprachlich als Krieg" bezeichnen, sagte Guttenberg und distanzierte sich damit von der früheren Sprachregelung, wonach die Bundeswehr in Afghanistan einen Stabilisierungseinsatz durchführt.
Unterdessen forderten die Grünen am Montag eine Untersuchung des Gefechtes bei Kundus. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin warf der Bundesregierung vor, den Bundeswehreinsatz in Afghanistan schöngeredet zu haben. "Die Ereignisse zeigen, in welch schwierige Lage der Einsatz der Bundeswehr auf im Norden Afghanistans geraten ist", sagte Trittin.
Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, kritisierte die Ausrüstung der deutschen Soldaten. "Sie sind dort nur in diese Lage geraten, weil sie wie so oft nicht mit den nötigen modernen Aufklärungssystemen ausgerüstet sind", sagte Kujat. Guttenberg wies die Kritik zurück, kündigte aber an zu untersuchen, ob Konsequenzen aus dem Gefecht gezogen werden müssten. "Es versteht sich, dass wir untersuchen werden, ob alles bestens gewährleistet war."
Afghanistans Präsident Hamid Karsai ist derweil auf Konfrontationskurs zum Westen gegangen. Gegenüber dem US-amerikanischen Fernsehsender CNN machte er den Start einer geplanten Großoffensive gegen Taliban in Kandahar von der Zustimmung der örtlichen Stammesführer abhängig.