Kirche räumt Fehler im Umgang mit den Opfern ein
Erzbischof Zollitsch gibt zu: Den Betroffenen wurde jahrzehntelang zu wenig geholfen.
Freiburg. Die katholische Kirche hat Fehler im Umgang mit Missbrauchsopfern eingeräumt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, betonte in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung, die Kirche habe den Opfern in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig geholfen.
Der Freiburger Erzbischof erklärte das frühere Verhalten der Kirche unter anderem mit dem damaligen gesellschaftlichen Umfeld. Die Kirche räume diesen Fehler ein und stelle sich ihm. Zukünftig gelte das Hauptaugenmerk der Kirche den Opfern. Es werde ihnen mehr Gehör geschenkt.
"Heute wird uns bewusst, dass in einer anderen gesellschaftlichen Situation durch die Enttäuschung über das schmerzliche Versagen der Täter und aus falsch verstandener Sorge um das Ansehen der Kirche der helfende Blick für die Opfer nicht genügend gegeben war", heißt es in der schriftlich verbreiteten Erklärung. "Auch das ist eine leidvolle Realität, der wir uns zu stellen haben."
Zollitschs Amtsvorgänger, der Mainzer Bischof Kardinal Lehmann, verurteilte Kinderschänder: "Sie schwächen und verraten das Evangelium Jesu Christi", das gerade die Kinder in die Mitte stellt.
Der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, forderte eine Verschärfung der kirchlichen Leitlinien: "Wenn es einen Missbrauchsfall gibt, muss ein Gutachten über den Täter erstellt werden, egal, ob der Fall verjährt ist oder nicht. Das müssen wir unbedingt in die Leitlinien der Bischofskonferenz aufnehmen." Ob in jedem Fall eine Anzeige an die Staatsanwaltschaft folgen solle, "das werden wir diskutieren müssen". Ein Prozess könne zu belastend für die Opfer werden.
Derweil lehnten zwei ehemalige Heimkinder ein Gesprächsangebot des Augsburger Bischofs Walter Mixa ab. Sie und vier weitere frühere Heiminsassen werfen Mixa vor, sie vor rund 30 Jahren geprügelt zu haben. Der Bischof wies die Vorwürfe erneut zurück.