Altmaiers Rezept gegen teuren Strom
Was treibt die Preise so in die Höhe und können die Pläne des Umweltministers etwas dagegen ausrichten? Fragen und Antworten.
Düsseldorf/Berlin. Eine Zahl bringt Verbraucher mächtig in Wallung: Voraussichtlich knapp 5,3 Cent Ökoenergie-Umlage werden je Kilowattstunde 2013 auf die Stromrechnung aufgeschlagen — 50 Prozent mehr als bisher. Hinzu kommen weitere Kostensteigerungen, die sich bei einem Durchschnittshaushalt (drei Personen, 3500 Kilowattstunden Verbrauch) auf knapp 100 Euro im Jahr summieren dürften. Aber was genau macht den Strom so teuer und kann die Reformidee von Umweltminister Peter Altmaier (CDU) diese Entwicklung stoppen? Antworten auf die wichtigsten Fragen:
Der Ausbau von Wind- und Biomasseanlagen sowie insbesondere der Photovoltaik hat sich rasant beschleunigt. Die Betreiber dieser Anlagen speisen ihren Strom zu einem garantierten Preis ein. Dieser richtet sich nach dem Jahr der Inbetriebnahme der Anlage und wird auf 20 Jahre festgeschrieben.
Das heißt, der Betreiber einer 2004 ans Netz gegangenen Photovoltaikanlage bekommt auch heute noch 57 Cent für jede Kilowattstunde Strom, bei einer Anlage, die heute ans Netz geht, bekommt man nur noch 18,4 Cent. Aus der Umlage wird die Differenz zwischen dem erzielten Preis am Markt und dem garantierten Preis bezahlt.
Die Belastung steigt also durch den schnellen Ausbau, die größten Summen pro Kilowattstunde fließen aber in die älteren Anlagen. Die bisher gebauten Anlagen werden die Bürger über 150 Milliarden Euro kosten.
Ja, denn die Ökostrom-Förderung macht nur einen Teil der Umlage aus. Umstritten sind zum Beispiel Ausnahmen für Betriebe mit sehr hohem Stromverbrauch. Anfangs betrafen die Rabatte vor allem Betriebe wie Aluminiumhütten und Stahlwerke, die im internationalen Wettbewerb stehen.
Schwarz-Gelb senkte die Verbrauchsgrenze, ab der Nachlässe bei der Umlage beantragt werden können. In der Folge stieg die Zahl der Firmen, die weitgehend von der Umlage befreit sind, stark an. Mittlerweile gehören auch Verkehrsunternehmen wie die Düsseldorfer Rheinbahn dazu. Entsprechend zahlen die übrigen Verbraucher mehr.
Zum Beispiel der Netzausbau. Im Rahmen der Energiewende müssen neue Stromtrassen und Leitungen zu Windparks im Meer gelegt werden. Die Kosten tragen alle Verbraucher über die Netzentgelte, die bisher 20 Prozent des Strompreises ausmachen.
Kernelement sind feste regionale Quoten. So kann festgelegt werden, dass nur noch dort Windparks errichtet werden, wo es Stromnetze gibt. Zudem könnte es auch bei Strom aus Wind und Biomasse einen Förderdeckel geben. Bei der Solarenergie liegt er bei 52 000 Megawatt installierter Leistung. Ist die Marke erreicht, gibt es kein Fördergeld mehr.
Mittel- und langfristig ist das durchaus möglich. Derzeit gleicht das System einer klassischen Planwirtschaft. Jeder, der ein Windrad aufstellt, kann sich sicher sein, dass er die feste Vergütung bekommt. Eine berechenbare Ökostrom-Umlage ist nach Meinung von Experten nur möglich, wenn es eine feste Begrenzung der Förderung gibt.