Analyse: China hat ausländische Unternehmen im Visier
Staatsmedien erheben Vorwürfe gegen erfolgreiche Konzerne wie Apple oder Starbucks.
Peking. Apple? Arrogant! Starbucks? Zu teuer! Samsung? Schlechter Service! Eine ausländische Firma nach der anderen nehmen chinesische Staatsmedien ins Visier und urteilen sie ab. Selbst deutsche Autobauer mussten sich rechtfertigen. Das Staatsfernsehen CCTV hatte Audi, BMW und Mercedes vorgeworfen, dass bei heißem Wetter gefährliche Dämpfe in den Innenraum der Autos abgesondert würden. Die deutschen Hersteller konterten prompt.
Experten erkennen darin bereits ein System. „Einige ausländische Marken sind sehr stark in China. Deshalb werden sie von chinesischen Staatsmedien unterdrückt“, sagt Qiao Chunyang vom China Brand Research Institut. Die Beiträge können dazu dienen, der ausländischen Konkurrenz Marktanteile abzuluchsen und das Geschäft für heimische Firmen anzukurbeln.
Für den Unternehmensberater James Button sind die Attacken der Staatsmedien der Preis für ein florierendes Geschäft in China. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass herausragende Firmen aus dem Ausland stärker im Fokus der Behörden stehen als ihre lokalen Konkurrenten.“
Konsumenten sind in China offenbar bereit, für ausländische Produkte wesentlich tiefer in die Tasche zu greifen. Bei Kosmetik, Computern oder Autos gebe es Aufschläge von bis zu 100 Prozent gegenüber dem internationalen Preis, meint Button. Bei der Kaffeekette Starbucks seien es 20 Prozent mehr.
Der Angriff von Chinas Staatsfernsehen CCTV ging denn auch mächtig nach hinten los. In sozialen Netzwerken wurde der Sender selbst zur Zielscheibe von Kritik. Ein Nutzer unter dem Pseudonym „Zuoyeben“ fasste in einem der twitterähnlichen Kurzmitteilungsdienste Weibo die Aufregung zusammen: Die Luft in China sei verpestet, die Lebensmittel nicht sicher, Wohnungen kaum bezahlbar „und CCTV regt sich nur über den Preis für Kaffee auf?“.
Starbucks verteidigte seine Preispolitik mit den „besonderen Bedingungen des chinesischen Marktes“. CCTV zufolge kostet eine Tasse Café Latte mit einer Füllmenge von 354 Millilitern in einem Starbucks-Café in China 27 Yuan (3,20 Euro). Das gleiche Getränk sei in Städten wie Chicago (2,40 Euro) oder London (2,90 Euro) günstiger. In Berlin liegt der Grundpreis für eine Tasse bei 2,95 Euro.
Auch wegen der Kritik an Apple (siehe Kasten) hatten Chinesen CCTV angegriffen. Der Konzern sah sich trotzdem zum Handeln gezwungen. „Wir entschuldigen uns aufrichtig“, sagte Apple-Chef Tim Cook damals.