Analyse: Der plötzliche Reichtum der Krankenkassen
Im ersten Jahr des Gesundheitsfonds gibt es ein sattes Plus. Dennoch drohen Zusatzbeiträge.
Berlin. Die Krankenkassen haben in den vergangenen JahrenMilliarden-Verluste angehäuft, nun hat sich der Trend im ersten Jahrdes Gesundheitsfonds umgekehrt (siehe Kasten). Wir nennen Gründe:
Dies ist möglich, da die Kassen und der Fonds im deutschenGesundheitssystem prinzipiell unterschiedlichen Risiken ausgesetztsind. Die Krankenkassen tragen das Risiko bei den Kosten. Wenn sie fürMedikamente, Ärztehonorare und so weiter mehr Geld ausgeben müssen, alssie zur Verfügung haben, machen sie Verlust. Der Gesundheitsfonds trägtdas Einnahmerisiko. Wenn er weniger Beiträge von Versicherten,Arbeitgebern und Rentenkassen einsammelt, als er den Krankenkassengeben muss, macht er Verlust.
Die Krankenkassen haben einen Anspruch auf festgelegtePauschalbeiträge pro Versicherten, die das Bundesversicherungsamt aufden Berechnungen eines Schätzerkreises ermittelt. Das Geld kommt dannaus dem Gesundheitsfonds. Wenn im Fonds nicht genug Geld ist, muss erein Liquiditätsdarlehen aufnehmen. 2009 musste der Fonds den Kassenknapp 167 Milliarden Euro überweisen. Diese wiederum hatten nochweitere Einnahmequellen über rund vier Milliarden Euro, etwa durchZinserträge bei Rücklagen. So kamen sie auf 171,9 Milliarden Euro.
Mit dem Gewinn sollen sie Rücklagen bilden, die sie beiFinanzierungsengpässen angreifen. Der Gesundheitsfonds sieht bei denGKV ein Viertel der monatlichen Krankenkassenausgaben vor - das wären3,5 Milliarden Euro.
Die Kassen sagen, dass ihnen das Geld aus dem Fonds nicht mehrausreicht. Die BKK für Heilberufe hat 2009 nach vorläufigen Angabennoch drei Millionen Euro Gewinn gemacht. "Weil wir unsere Reservenaufgebraucht haben", sagte ein Sprecher. Nun brauche die Kasse bis zu37,50Euro pro Versicherten im Monat an Zusatzbeiträgen. Generell giltbeim Gesundheitsfonds: Der Fonds muss nur 95 Prozent derKrankenkassen-Ausgaben decken. Den übrigen Betrag müssen sie durchReserven oder Zusatzbeiträge einnehmen.