Bundestagswahl Armin Laschet ist Merkels Joker für die schwierigen Fälle
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) wird bei den Koalitionsverhandlungen im Bund eine tragende Rolle einnehmen.
Düsseldorf. Ein einfaches Unterfangen dürfte das Projekt Jamaika für die künftige Bundesregierung sicherlich nicht werden. Zu groß die inhaltlichen Unterschiede, zu abweichend die programmatischen Vorstellungen der beteiligten Akteure. An einem Mann dürfte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für ihre schwierige Mission dabei nicht vorbeikommen, sofern sie denn umgesetzt wird: Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet und seine NRW-CDU könnten bei den schwierigen Koalitionsverhandlungen eine Schlüsselrolle einnehmen, zumal Laschet als enger Vertrauter der Kanzlerin gilt.
Laschet ist sich durchaus darüber im Klaren, dass die Regierungsbildung in jedem Fall kein Spaziergang werden wird — in einem Interview hatte er zuletzt die zentrale Rolle Nordrhein-Westfalens als wichtiger Energie- und Industriestandort betont, dessen Zukunft jede neue Bundesregierung sichern müsse. Da scheint es nur konsequent, dass Laschet nun die Gespräche in den Bereichen Industrie und Energie leiten soll.
Generell dürfte eine potenzielle Jamaika-Koalition von Laschets hervorragenden Verbindungen profitieren: Trotz aller politischen Differenzen verbindet ihn mit FDP-Chef Christian Lindner seit Jahren eine persönliche Freundschaft. Bei ihrem gemeinsamen Regierungsantritt in NRW gingen beide betont kumpelhaft-kollegial miteinander um, so dass die schwarz-gelbe Koalition im bevölkerungsstärksten Bundesland lange als Vorbild für eine künftige Bundesregierung gehandelt wurde. Daraus wird nun bekanntlich nichts.
Einen guten Draht pflegt der Aachener Laschet derweil auch zum Grünen-Vorsitzenden Cem Özdemir, mit dem er sich duzt und schon bei Karnevalsveranstaltungen in Aachen gemeinsam auf der Bühne stand.
Beide gehörten außerdem in den 90er-Jahren der sogenannten „Pizza-Connection“ an (man traf sich damals bei einem Bonner Edel-Italiener), einem früheren Gesprächskreis aus jungen CDU- und Grünen Abgeordneten, dem auch sowohl Unionspolitiker wie Norbert Röttgen, Hermann Gröhe und Peter Altmaier sowie Grünen-Vertreter wie Christine Scheel und Rezzo Schlauch angehörten.
Politisch trennen Laschet und Özdemir derweil Welten: „Die Grünen müssen sich von ihrer irrationalen Politikvorstellung und ihrem Ausstiegsrausch verabschieden, sonst kann es keine Zusammenarbeit geben“, teilte Laschet noch im Wahlkampf aus, während Özdemir ankündigte, in puncto Klimaschutz keine Abstriche machen zu wollen.
Mit seiner ausgleichenden Art und rheinländischer Gelassenheit könnte Laschet sich als Mediator profilieren, reicht sein Arm doch immerhin bis nach Bayern: Trotz aller Differenzen mit der großen Schwesterpartei in der Flüchtlingspolitik machte CSU-Chef Horst Seehofer bei den Landtagswahlen in NRW Wahlkampf für Armin Laschet, reiste gar für einen gemeinsamen Auftritt in Bergisch Gladbach aus München an, wo Laschet studiert hat.
Überhaupt wird Nordrhein-Westfalen mit 142 Abgeordneten im Bundestag einen starken Einfluss besitzen. Ob es Laschet gelingt, als Merkels Joker in den schwierigen Koalitionsverhandlungen zwischen unterschiedlichsten Interessen zu vermitteln, wird sich zeigen. Die Voraussetzungen dazu hätte er.