„Athen soll aus dem Euro aussteigen“
In der EU wächst die Sorge, dass eine Staatspleite nicht aufzuhalten ist. Experten fordern Rückkehr zur Drachme.
Athen. Ein Geheimtreffen wichtiger Euro-Länder hat neue Sorge über einen griechischen Staatsbankrott und die Stabilität der Gemeinschaftswährung ausgelöst. Nach dem Treffen wurde deutlich, dass das Land weitere Hilfen braucht. Grund: Die Finanzspritze von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Höhe von 110 Milliarden Euro reicht womöglich nicht aus, um Griechenland dauerhaft vor einer Staatspleite zu bewahren.
Berichte, wonach Griechenland sogar einen Ausstieg aus dem Euro erwäge, wurden dementiert. Wirtschaftsexperten dagegen befürworten eine Rückkehr zur Drachme. Der Chef des Münchener ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, sagte: „Der Euro-Austritt wäre das kleinere Übel.“ Die Alternative wären immer neue Hilfen und Rettungskonzepte für das hochverschuldete Land. Andere Ökonomen halten das Ausstiegsszenario für zu gefährlich. Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer bezeichnete dies als ökonomischen Selbstmord.
Am 16. Mai sollen in der EU weitere Maßnahmen gegen einen drohenden griechischen Staatsbankrott offiziell diskutiert werden. Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker betonte aber, die großen Länder der Euro-Zone hätten „jegliche Umschuldung“ Griechenlands abgelehnt. Die Idee eines Euro-Austritts bezeichnete der Vorsitzende der Euro-Gruppe als „dumm“.
Griechenlands Finanzminister Giorgos Papakonstantinou betonte, bei dem Treffen sei auch die Variante erörtert worden, dass der EU-Rettungsfonds künftig direkt griechische Staatsanleihen zur Kursstützung kauft. Debattiert wird offenbar auch eine Aufstockung des Hilfspakets — dies lehnt Deutschland jedoch ab.
Derweil hält nur jeder fünfte Deutsche die Griechenlan-Hilfen für sinnvoll. Das ergab eine Umfrage für die „Welt am Sonntag“. Fast jeder zweite (47 Prozent) bezeichnete die Maßnahmen hingegen als falsch.