Attacken gegen den Dollar als Leitwährung
Bei der Reform des weltweiten Währungssystems soll die US-Währung entmachtet werden.
Düsseldorf. Die Chinesen haben die Gunst der Stunde genutzt und auf dem gerade beendeten G8-Gipfel erneut eine Attacke auf den Dollar als Leitwährung gestartet. Nach den Russen sind jetzt auch die Franzosen, die schon länger die Macht des Dollar brechen wollen, dem Klub der Zweifler beigetreten.
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy nahm den Ball sofort auf und forderte seinerseits eine Reform des internationalen Währungssystems. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hält dagegen eine Reform in nächster Zeit für nicht relevant und hält am Dollar fest.
Unbestritten ist, dass Mängel am Weltwährungssystem zur globalen Finanzkrise beigetragen haben. Aber der Dollar kann nicht einfach entmachtet werden, weil es ihn seit 1971 mit dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems als Leitwährung, deren Kurse gegenüber anderen Währungen festgelegt sind, überhaupt nicht mehr gibt. Die Währungskurse bilden sich seither auf freien Märkten. Jede Notenbank entscheidet selbst, wie viel Gold, Dollar oder Euro sie halten will.
Weshalb derzeit fast zwei Drittel der Weltwährungsreserven in Dollar und nur ein Viertel in Euro gehalten werden, liegt daran, dass die USA bis heute als wirtschaftlich und politisch dominierende Weltmacht gelten. Auch wichtige Rohstoffpreise wie Erdöl werden bis heute in Dollar notiert. Theoretisch wäre die Welt stabiler, wenn ein größerer Teil des Welthandels in anderen Währungen als dem Dollar abgewickelt würden. Aber selbst die Europäische Zentralbank (EZB) lobt den Dollar als Leitwährung.
Experten bezweifeln, ob China, das etwa zwei Billionen Dollar in US-Staatsanleihen investiert hat, den Dollar wirklich als Leitwährung abschaffen will. Sie vermuten, dass vielmehr dahinter das taktische Kalkül steckt, den eigenen Yuan, der sich am Dollar orientiert, wie von den USA gefordert, aufwerten zu müssen. Mit ihren Attacken wollen sie Druck auf die USA ausüben.
Die von den Chinesen als neue Leitwährung ins Gespräch gebrachten Sonderziehungsrechte (SZR), eine 1969 vom IWF eingeführte Kunstwährung, ist als Dollar-Ersatz ungeeignet. Die SZR dienen dem Währungsfonds als reine Buchungsgröße und sind keine Währung.
Es gibt keine Staatsanleihen, die in SZR notiert sind. Selbst in Euro gibt es keine gemeinsamen Anleihen von Euro-Staaten. China kann also sein Geld nur in den US-Staatsanleihen anlegen - und sorgt gleichzeitig dafür, dass der Dollar noch lange Leitwährung bleibt.