Auf Stimmenfang am rechten Rand
Der Rechtspopulist Geert Wilders will an die Macht und hetzt gegen Ausländer.
Almere. Geert Wilders bringt Leute zum Lachen. Mit Häme. "Mein Redetext wird nachher auf arabisch verteilt", sagt er. "Für die Sozialdemokraten und ihre Wähler. Die verstehen kein Niederländisch." Männer mit Bäuchen und schütterem Haar klopfen sich vor Freude auf die Schenkel.
Als Wilders spricht, lodern Flammen. Nur auf Monitoren zwar, aber doch wie ein Fanal. Vor euch steht der Heiland, der Holland vor der Islamisierung retten und nebenbei dafür sorgen wird, dass ihr mit 65 und nicht erst zwei Jahre später in die Rente dürft.
Wahlkampf in Almere. Jener Retortenstadt, die nur eine halbe Autostunde vom liberalen Amsterdam entfernt liegt. Leser der linken Tageszeitung "de Volkskrant" kürten Almere zur "hässlichsten Stadt der Niederlande". Wilders findet die Ansammlung von Neubauten hingegen "prächtig". Wie es aussieht, könnte am Mittwoch fast ein Drittel der Almerer dem Rechtspopulisten einen überragenden Wahlsieg liefern.
"Schluss mit der Masseneinwanderung von Muslimen", ruft Wilders seinen Anhängern zu. Größtenteils ältere Herrschaften, weiß natürlich, Arbeiter und Arbeitslose, Angestellte, Gewerbetreibende, untere Mittelschicht. Bei ihnen kommt Wilders glänzend an, wenn er der "Noch-Regierung" in Den Haag vorwirft, sie sorge dafür, "dass wir bald an jeder Straßenecke ein Minarett haben - und gegenüber die Ausgabestelle der Sozialhilfe".
Dann steigert er sich: "Wir sind für rückhaltloses Durchgreifen gegen marokkanische Straßenterroristen." Sein Rezept: "Unruhestifter müssen zwangsumgesiedelt werden in Wohncontainer am Stadtrand." Mit Zaun und Kameraüberwachung. Die Polizei, sekundiert Wilders’ Spitzenkandidat für Almere, Raymond de Roon, müsse "solchen Hooligans gezielt in die Knie schießen" dürfen.
Gewählt werden am Mittwoch in den Niederlanden zwar nur Gemeinderäte, doch nie zuvor hatten Kommunalwahlen eine so große Bedeutung. Sie sind der Testlauf für Wilders’ Partei für die Freiheit (PVV) auf dem Weg zur Regierungsmacht. Einer Partei, die das Politikinstitut IVA der Universität Tilburg in einer Studie als "nicht demokratische, autoritär geführte neo-rechtsradikale Organisation" charakterisierte.
Immigrantenfeindlichkeit, gepaart mit eher simplen Ansichten über das Arbeits- und Wirtschaftsleben und einer Art mentaler Führerergebenheit gegenüber Wilders - viel mehr macht die PVV nicht aus. Sie hat nicht einmal genügend Köpfe, um in mehr als zwei Städten - Almere und Den Haag - Kandidaten für die Gemeinderäte aufstellen zu können.
Und doch könnte es dem Königreich widerfahren, dass Wilders bei den Parlamentswahlen am 9. Juni an die Macht gelangt. Er träumt von einer Rechtskoalition. Und Almere, das ungeachtet eines hohen Anteils von Menschen aus Marokko, der Türkei, Surinam und den Niederländischen Antillen eher eine ordentliche gutbürgerliche Stadt ist, soll dafür beispielgebend sein.
Auf einen Streich ließe sich das "neue Holland" nicht schaffen, mahnt Versicherungsfachmann Wilders. Aber eine Forderung für Koalitionen sei "unverhandelbar": "Ein Verbot von Kopftüchern in Behörden und allen Einrichtungen, die auch nur einen einzigen Cent an staatlichen Subventionen empfangen." Ein Aufschrei der Empörung bleibt aus.