Ausländer fliehen aus Ägypten
Das Land versinkt im Chaos. Es kommt zu Plünderungen, tausende Kriminelle brechen aus Gefängnissen aus.
Kairo. Die politische Revolte in Ägypten droht in Anarchie umzuschlagen. Plünderer und Räuber terrorisieren die Bevölkerung in vielen Landesteilen. Aus Gefängnissen brachen tausende Insassen aus, darunter Schwerverbrecher und islamistische Extremisten. Bislang starben 150 Menschen. Kampfjets flogen tief über Kairo.
Unter Ausländern wächst derweil die Furcht vor dem Chaos. Auf dem internationalen Flughafen von Kairo warteten Tausende auf eine Chance zur schnellen Abreise.
Einige Staaten begannen damit, ihre Staatsbürger aus dem Krisenland auszufliegen — darunter die Türkei. Deutschland wartet dagegen ab: Man beobachte die Entwicklung genau, hieß es aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Die Lufthansa bietet am Montag einen zusätzlichen Flug von Kairo nach Frankfurt an.
Viele Deutsche machten sich aus Außenbezirken Kairos auf den Weg in Richtung des Stadtteils Zamalek, der als Insel im Nil liegt und deswegen von der ägyptischen Armee besser geschützt werden könnte. Am Sonntag rückte die Armee auch in Teile der Touristenregion Scharm el Scheich am Roten Meer ein.
Im Zentrum von Kairo versammelten sich erneut tausende Menschen. Sie forderten den Rücktritt von Präsident Husni Mubarak. Trotz Hausarrestes schloss sich der ägyptische Friedensnobelpreisträger Mohammed el Baradei dem Protest an. Er kündigte an, als Oppositionsführer eine Regierung der nationalen Einheit bilden zu wollen.
Mubarak (82) hatte zuvor „neue Schritte hin zu mehr Demokratie“ angekündigt. Er ernannte Geheimdienstchef Omar Suleiman zum Stellvertreter. Der in den USA und Israel geschätzte General wird schon länger als möglicher Nachfolger gehandelt.